Es herrscht Fachkräftemangel in deutschen Zahnarztpraxen. Gleichzeitig bleibt die Bezahlung von ZFA-Azubis auf niedrigem Niveau. Zeit, den Berufsstand mehr wertzuschätzen. Auch finanziell.
Dr. jur. Dr. med. dent. Ruben Stelzner
Für Berufseinsteiger ist es eine einfache Rechnung: Im ersten Lehrjahr bei Aldi Süd verdient man mit 950 Euro im Monat mehr als im dritten Lehrjahr als Zahnmedizinische Fachangestellte – egal in welchem Bundesland. Gerade hat die Bayerische Landeszahnärztekammer ihre Empfehlung für Ausbildungsvergütungen angepasst. Im ersten Jahr sind demnach 730 Euro, im zweiten 770 und zuletzt 820 Euro vorgesehen. Als Empfehlung wohlgemerkt, diese Höhe ist nicht verbindlich. Damit zahlen die Bayerischen Zahnärzte ihren ZFAs innerhalb Deutschlands mit am wenigsten. Ihre Ausbildungsvergütungen liegen noch hinter den Werten in Brandenburg, Bremen oder Thüringen. Gleichzeitig ist Bayern ein wohlhabendes Bundesland. Aber welcher ZFA-Azubi kann sich mit seinem Ausbildungsgehalt ein Leben zum Beispiel im Umkreis München finanzieren? Die Folge: Der Beruf ist für viele unattraktiv geworden, und Zahnärzte haben teils massive Schwierigkeiten, ZFAs zu finden. Manche Münchner Praxen arbeiten inzwischen ganz ohne Assistenz.
/// ZFA verzweifelt gesucht
Die Situation ist bekannt, geändert hat sich bisher nicht viel. Der Verband medizinischer Fachberufe fordert seit längerem einen Tarifvertrag für alle Bundesländer. Er würde Berufsanfängern zumindest eine gewisse Sicherheit und bessere Vergleichbarkeit bieten. Zwar wirbt die Zahnärzteschaft an Schulen oder auf Ausbildungsmessen um Nachwuchs. Wenn aber die Frage nach der Tarifsicherheit kommt, müssen die meisten Bundesländer passen. Da erscheint eine Karriere im Einzelhandel, etwa bei einem großen Konzern wie Aldi mit professionellem Nachwuchs-Marketing und erheblich besserer Bezahlung schlagartig attraktiver. Die Berührungsängste der Zahnärzteschaft mit dem Tarifvertrag haben ihre Gründe. Der jährliche Verdienst von Praxisinhabern ist in den letzten Jahren erheblich gesunken. Zudem sind die Personalkosten der größte Posten in jeder Praxis. Wenn die Vergütung der ZFAs angehoben wird und noch dazu alle alten, vielleicht schon sehr lange bestehenden Verträge angepasst werden, macht sich das finanziell deutlich bemerkbar. Viele Zahnärzte sehen auch die grundsätzliche Freiheit ihres Berufs bei solch verbindlichen Vorgaben in Gefahr.
/// Mehr Wertschätzung fürs Fachpersonal
Aber: Gerade bei den jüngeren Kollegen hat das Umdenken schon stattgefunden. Heute bewerben wir uns bei den Bewerbern und nicht andersherum. Wenn sich Interessierte auf eine Stellenausschreibung in der Praxis melden, hat es höchste Priorität, sofort zurückzurufen und einen Vorstellungstermin auszumachen. Wenn wir nicht bereit sind, die Bewerberin zu ihrem Wunschtermin anzusehen, wird eine andere Praxis schneller sein. Auch die schlechte Bezahlung ist aus meiner Sicht so nicht mehr haltbar. Wir Zahnärzte rühmen uns immer, dass wir im Gesundheitssektor einen besonders wichtigen und wertvollen Beruf ausüben. Wollen wir wirklich, dass zum Beispiel wie in der Pflege zunehmend Personal aus dem Ausland rekrutiert wird, weil der Dienst am Patienten in Deutschland sozial und finanziell so wenig gewürdigt wird? Für uns Zahnärzte ist es an der Zeit, uns zu bewegen. Und einem Berufsstand entgegen zu kommen, dessen medizinische Dienstleistung am Menschen mehr Anerkennung verdient, als es im Augenblick meist der Fall ist.
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Dr. jur. Dr. med. dent. Ruben Stelzner
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