Beitragsreihe: Wie lese ich eine Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) richtig – Teil 1

Die erfolgreiche Führung einer Zahnarztpraxis erfordert neben Fachkompetenz in der Zahnmedizin ein solides Verständnis für betriebswirtschaftliche Aspekte.

Christian Erbacher, LL.M.
Felix Roth, M.Sc.

 

Die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) wird in der Regel von dem Steuerberater der Praxis zur Verfügung gestellt und ist ein unverzichtbares Instrument, um die finanzielle Gesundheit der Praxis zu überwachen und strategische Entscheidungen zu treffen.

Auf was Sie bei einer BWA unbedingt achten sollten, fassen wir in unserem nachfolgenden Beitrag zusammen:

/// Die Grundlagen der BWA verstehen

Die BWA ist ein instrumentelles Tool, das periodisch (im Idealfall monatlich) erstellt wird und einen Überblick über die wirtschaftliche Lage einer Zahnarztpraxis gibt. Sie enthält wichtige Kennzahlen und Auswertungen, die als Basis für unternehmerische Entscheidungen dienen.

Dazu gehören insbesindere

  • Umsatzentwicklung,
  • Kostenstruktur,
  • Liquidität und
  • Rentabilität.

Entscheidend für die Lesbarkeit und Verwertbarkeit der BWA im Dentalbereich ist dabei ein branchenspezifischerAufbau.

 

/// Umsatzentwicklung analysieren

Bei der Analyse der Umsatzentwicklung sollten Zahnärzte nicht nur den Gesamtumsatz betrachten, sondern auch eine detaillierte Aufschlüsselung nach Leistungen und Produktgruppen.

Wichtig ist dabei zu beachten:

  • durchlaufende Posten, wie Fremdlaborleistungen sollten separat ausgewiesen werden;
  • die KZV-Umsätze sollten getrennt von den Privatleistungen dargestellt und analysiert werden;
  • in der Praxis empfiehlt sich zudem häufig der Einsatz von Controlling-Tools, die Kennzahlen der BWA mit Leistungsstatistiken der Praxissoftware verknüpfen. So ist es möglich, lukrative Bereiche zu identifizieren und das Leistungsspektrum entsprechend anzupassen.

/// Kostenstruktur im Blick behalten

Die Kostenstruktur ist ein weiterer entscheidender Faktor in der BWA. Es ist wichtig, die verschiedenen Kostenarten zu identifizieren und zu überwachen, um mögliche Einsparpotenziale zu erkennen. Dies umfasst sowohl Personalkosten als auch Kosten für den Praxisbedarf und Raumkosten.

Auch Verwaltungskosten der KZV oder Kosten des Factorings sollten in der BWA ausgewiesen werden. Die Darstellung der Aufwandskonten im Vergleich zum Vormonat oder dem Vorjahr zeigt welche Konten genauer analysiert werden sollten.

/// Liquidität sicherstellen

Die Liquidität einer Zahnarztpraxis ist essenziell für den reibungslosen Praxisbetrieb.

In der BWA sollte deshalb stets eine Liquiditätsanalyse enthalten sein, die es ermöglicht rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um Engpässe zu vermeiden.

/// Rentabilität im Fokus

Die Rentabilität einer Zahnarztpraxis ist das Ergebnis einer ausgewogenen Umsatz- und Kostenentwicklung. Zu beachten ist, dass die meisten Praxen den Gewinn anhand der Einnahmenüberschussrechnung nach §4 Abs. 3 EStG ermitteln.

Daher ist bei der Ermittlung des vorläufigen Ergebnisses stets die Zahlungswirksamkeit der Vorgänge zu berücksichtigen. Das heißt, dass in dieser BWA-Form nur die tatsächlich erfolgten Einnahmen und Ausgaben ausgewiesen werden.

 

/// Praxistipp

BWA im Selbststudium kostet meist unnötige Zeit und Nerven. Daher empfehlen sich regelmäßige BWA-Besprechungen mit einem branchenspezialisierten Steuerberater, so dass der Praxisinhaber schrittweise an die Materie herangeführt wird.

Wichtig: Jede BWA verliert an Wert für den Praxisinhaber, je später Sie erstellt wird!

Daher ist es von entscheidender Bedeutung einen effizienten und schnellen Prozess mit seinem Steuerberater zu etablieren, denn nur auf Basis aktueller Zahlen können pro-aktiv Maßnahmen abgeleitet werden, um die finanzielle Gesundheit der Praxis sicherzustellen.

– AUTOR
Christian Erbacher, LL.M.
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Medizinrecht

– KONTAKT
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– AUTOR
Felix Roth
Steuerberater & Wirtschaftsprüfer

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