Mit Kiefer-Yoga die Ursachen von Kieferbeschwerden therapieren!
Der Mundbereich spielt für uns Menschen eine sehr wichtige Rolle. Wir nehmen mit ihm unsere lebenswichtige Nahrung auf, wir kommunizieren und diskutieren damit und er ist ein Teil unseres emotionalen Ausdrucks.
Tanja Serr
Probleme im Mundbereich empfinden wir oft als sehr einschränkend. Speziell der Kieferbereich bringt für viele Menschen eine große Herausforderung mit sich. Jeder zehnte Deutsche knirscht und viele davon finden nicht die geeignete Therapie, um ihre Schmerzen dauerhaft zu beseitigen oder zumindest zu lindern. Warum Kiefer-Yoga eine ganzheitliche Therapiemöglichkeit darstellt, finden wir nach einem kleinen Ausflug zu den Ursachen, Symptomen und zur Anatomie.
/// Ursachen und Symptome
Mögliche körperliche Ursachen können auf eine rein mechanische Überlastung hinweisen, wie z.B. zu viel Kaugummi kauen oder ein Fehlbiss aufgrund von Zahnfehlstellungen, fehlenden Zähnen oder Okklusionsstörungen. Hauptursache Nr.1 ist jedoch negativer Stress, sowie emotionale Gründe wie z.B. Ängste und dadurch entstehende Sorgen. Die hieraus resultierenden Verspannungen und evtl. Fehlhaltungen im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich bringen oftmals Kieferbeschwerden mit sich. Dies kann nun vielerlei Symptome hervorrufen. Ein Abreiben der Zähne, überempfindliche Zähne, Zahnschmerzen, Knacken und Knirschen bei Kieferbewegung, Schmerzen sowie Arthritis/Arthrose im Kiefergelenk und Schwierigkeiten beim Öffnen und/oder Schließen des Mundes sind mögliche Auswirkungen im mundspezifischen Bereich. Diese und noch darüber hinausgehende Symptome, wie z.B. Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen, Ohrbeschwerden, Schwindelgefühle, Schlafstörungen und/oder Schnarchen, werden gerne unter dem Begriff Cranio Mandibuläre Dysfunktion beschrieben.
/// Therapie und Zusammenhänge
Manchmal gestaltet sich die Behandlung recht einfach, indem der Fehlbiss durch eine zahnärztliche Behandlung korrigiert wird oder eine zahnärztliche Aufbiss- Schiene Abhilfe verschafft. Wichtig ist es auch, Einseitigkeiten im Blick zu haben. So kann das Unterlassen von einseitigem Kauen, Schlafen oder Tragen, als auch das häufige Übereinanderschlagen der Beine zur Behandlung der CMD hilfreich sein. Bei vielen Patienten reichen die oben beschriebenen Maßnahmen jedoch nicht aus und sie leiden weiter unter ihren Symptomen. Wie bereits erwähnt ist Hauptursache Nr.1 negativer Stress. Wo sind Zusammenhänge zu finden und warum sitzt bei so vielen Menschen der Stress in der Kaumuskulatur? Aussagen wie „Sich durchs Lebens beißen.“, „Das gibt mir aber zu kauen.“, „Zähne zusammenbeißen und durch!“ oder auch „Sich an etwas die Zähne ausbeißen.“, treffen schon seit langem auch im Volksmund auf den Punkt, wo der Stress verarbeitet wird. Was geschieht nun im Körper bei einer Person die ihre Probleme und Emotionen „zerkaut“. Das Kiefergelenk besteht aus einem Gelenkkopf, einer Gelenkpfanne, einer Gelenkkapsel sowie einem Gelenkhöcker und einer Scheibe. All dies umgeben von Bändern, Fasern und Muskeln welche von Nerven gesteuert und von Blutgefäßen versorgt werden. Von den vier Kaumuskeln ist besonders der M. Masseter hervorzuheben. Er ist der kräftigste Kaumuskel und gemessen an seiner Größe ist er sogar der stärkste Muskel im ganzen Körper. Alle Kaumuskeln zusammen ermöglichen im Zusammenspiel mit dem Kiefergelenk, dass sich der Unterkiefer auf & zu bewegt (Scharnierbewegung), vor & zurück (Schlittenbewegung) und links & rechts (Mahlbewegung). Gesteuert wird die Kaumuskulatur über Nerven hervorgehend aus einem so genannten Nerven-Ast (N. mandibularis) des 5. Hirnnervs (N. trigeminus). Somit besteht eine direkte Verbindung zwischen Kaumuskulatur und Hirn. Ein Großteil der Vorgänge von emotionalem Stress spielt sich in unserem Gehirn ab. Tagsüber angesammelt entlädt sich dieser nachts über das Zähneknirschen. Nachts werden die Probleme im übertragenden Sinne klein gekaut und zermahlen. Gefühle wie Wut oder Aggression lösen häufig eine starke Kieferanspannung aus, der Unterkiefer wird in Eckzahnposition nach vorne geschoben. Es wurde herausgefunden, dass aggressives Beißen unter anderem den Pegel des Stresshormons Noradrenalin sinken lässt. Mit den Zähnen zu knirschen, könnte demnach helfen, Stress zu bewältigen. Weil das Signal dazu aus dem Gehirn kommt, ist es schwer, dagegen anzukämpfen. Auch ein „richtiger“ Zungendruck und die Zungenposition ist wichtig für die natürliche Ausrichtung des Unterkiefers. Die Zunge kann eine zu starke oder auch zu schwache Grundspannung haben und daher in eine unnatürliche Position geraten. Die Folge davon ist, dass der Unterkiefer in eine falsche Stellung gleitet und die Kaumuskulatur ständig überbeansprucht wird.
/// Kiefer-Yoga
Mit all dem Hintergrundwissen wird klar, warum eine symptomatische Behandlung nicht den gewünschten Langzeiteffekt mit sich bringt. Wir müssen tiefer an die Ursache gehen und genau da setzt Yoga an. Yoga bietet eine Fülle an Möglichkeiten wie z.B. Körper-, Atem- & Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining und Schulung für eine intensivere Selbstwahrnehmung. Mit diesem Gesamtpaket gelingt es gezielt die verspannte Kaumuskulatur zu dehnen und zu entspannen, den ganzen Körper besser zu spüren, dass zu hohe Stresslevel zu senken und die eigenen Gedanken und Emotionen in eine positive Richtung zu führen. Die Bandbreite geeigneter Übungen ist groß. Hier ein kleiner Auszug…
Nacken- und Schulterdehnung (Nacken-Kiefer-Verbindung)
Verspannungen im Nacken und den Schultern tragen oft zu Kieferproblemen bei.
- Setze dich aufrecht hin oder stehe gerade.
- Senke das Kinn sanft zur Brust und lasse den Nacken dabei lang werden und entspanne deine Schultern.
- Drehe nun langsam und achtsam dein Kinn zur linken Seite und von dort langsam und achtsam zur rechten Seite, dein Kinn bleibt dabei nach vorne geneigt. Wechsle so einige Male, langsam hin und her.
- Dabei spüre bewusst deinen Kiefer, lass diesen locker, dein Ober- und Unterkiefer sind leicht voneinander entfernt.
- Deine Zunge liegt sanft am Gaumendach.
Kiefermassage – Eigenmassage der Kaumuskulatur (Abb.1)
- Setze dich bequem hin, deine Wirbelsäule ist aufgerichtet, dein Kopf gerade auf deiner Wirbelsäule, schließe die Augen, die Zunge liegt sanft am Gaumendach, dein Ober- und Unterkiefer sind leicht voneinander entfernt.
- Massiere die Kaumuskulatur mit den Fingerspitzen oder den Knöcheln in sanften ausstreichenden Bewegungen von oben nach unten. Beginne an deinem Kiefergelenk (direkt vor den Ohren) und steife nach unten Richtung Kinnlinie.
- Beginne sanft und wenn es dir guttut, kannst du die Massage auch mit leichtem Druck durchführen, um tiefer liegende Verspannungen zu lösen. Massiere einige Minuten, soll lange es dir guttut und spüre bewusst hin, wie es sich für dich anfühlt.
Bewusstes Gähnen (Abb.2)
- Lege deine Hände sanft auf deine Kiefergelenke. Öffne den Mund weit, als ob du gähnst, aber ohne tatsächlich zu gähnen.
- Öffne und schließe deinen Mund einige Male. Danach halte den Mund einige Sekunden offen und spüre die Dehnung in deiner Kaumuskulatur.
- Schließe langsam den Mund und entspanne deine gesamten Gesichtsmuskeln.
- Wiederhole diese Übung mehrmals, um Spannungen im Kiefer zu lösen. Gerne steigere nach und nach die Dauer des „Gähnens“. Fällt es dir schwer deinen Mund lange zu öffnen? Gerne nimm dir ein Hilfsmittel, wie z.B. einen Korken, dazu. Diesen halte, während des „Gähnens“ zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen.
Kieferkreisen (Abb.3)
- Setze dich bequem hin und schließe die Augen.
- Öffne leicht deinen Mund und bewege den Unterkiefer sanft in kreisenden Bewegungen indem du mit deiner Zunge über die Außenseiten deiner Zähne im Ober- als auch im Unterkiefer gleiten lässt.
- Gleite mit deiner Zunge langsam, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung für je ca. 2-3 Minuten.
- Diese Übung fördert die Durchblutung und lockert die Muskulatur im Kieferbereich.
Diese Übungen und noch viele weitere fördern die Dehnung der oft verkürzten Kaumuskulatur und helfen, Stress abzubauen, der zur Anspannung in diesem Bereich beiträgt. Regelmäßig durchgeführt, verhelfen diese Kieferbeschwerden zu lindern und die Kaumuskulatur zu entspannen. Um nun jedoch den Ablauf im Körper zu mildern, welcher dazu führt, dass „die Zähne zusammengebissen“ werden, dass sich der Stress in der Kaumuskulatur festsetzt, hilft ein eigener Blick auf die innere Haltung. Das Gegenteil von „Zähne zusammenbeißen und durch“ wäre eine Haltung oder Einstellung, die eher auf das Zulassen von Emotionen, das Suchen nach Hilfe oder das bewusste Vermeiden von übermäßiger Belastung hindeutet. Einige mögliche Formulierungen könnten sein: „Loslassen und nachgeben“
Anstatt sich gegen Schwierigkeiten zu stemmen, lässt man los und akzeptiert die Situation.
„Sich eine Pause gönnen“
Statt stoisch durchzuhalten, entscheidet man sich bewusst für eine Auszeit oder Ruhe.
Durch eine Veränderung der „inneren Haltung“ und einer verbesserten Wahrnehmung kommen die eigenen Gedanken zur Ruhe, das „Gedankenkarussell“ wird langsamer. Dadurch ist das „Hier und Jetzt“, das eigentliche Leben präsent. Die Gedanken schwirren nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft. All dies zusammen bringt eine Veränderung der tatsächlichen Ursachen. Yoga wirkt körperlich und mental.
Die besten Informationen bringen jedoch nur einen Nutzen, wenn sie auch regelmäßig umgesetzt werden. Daher beinhaltet mein Kiefer-Yoga Programm neben zahlreichen bisher genannten Übungen, auch Motivation und Unterstützung zum Dranbleiben.
„Zähne zusammenbeißen und durch“ war gestern – heute ist „auf dich achten, annehmen & loslassen“!
– AUTORIN
Tanja Serr, DH
– KONTAKT
YogaSeta
Speyerer Str.14
75031 Eppingen
www.kiefer-gesicht-yoga.com