Im kommenden Jahr findet vom 14. bis zum 18. März in Köln die 40. Internationale Dental-Schau (IDS) statt. In unserem Interview erläutert Dr. Markus Heibach, Geschäftsführer des VDDI (Verband der Deutschen Dental-Industrie), welcher Stellenwert diesem Event aus der Perspektive der Dentalindustrie zukommt und was dies für Zahnärzte, Zahntechniker und ihre Teams bedeutet.
dental:spiegel Herr Dr. Heibach, wir werden 2023 zum 40. Mal die Internationale Dental-Schau erleben, gleichzeitig feiert dieses führende Branchenereignis sein 100-jähriges Bestehen. Was bedeutet dies für die deutsche Dentalindustrie, und aus welcher Perspektive sieht sie heute die IDS?
Dr. Markus Heibach: Man macht sich selten bewusst, in welch schwierigen Zeiten der Verband der Deutschen Dental-Fabrikanten die IDS damals aus der Taufe gehoben hat. Ohne unsere derzeitigen Inflationsgefahren kleinreden zu wollen: 1923 musste jeder sofort mit seiner Lohntüte loslaufen, um schnell einzukaufen. Schon am nächsten Tag hatte das Geld nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Wertes. Damals war nicht abzusehen, dass sich die erste Dental-Schau – wie sie in den Anfängen hieß – im Nachhinein als eine wahre Initialzündung im dentalen Messewesen erweisen würde.
Inwiefern hatte denn die Dental-Schau 1923 den Charakter einer Initialzündung?
Selbstverständlich gab es auch davor eine sehr agile Dentalindustrie, gerade in Deutschland. Aber mit der Dental-Schau kam eine mutige Initialzündung. Denn die entscheidende Idee lässt sich folgendermaßen formulieren: „Wir laden als deutsche Dentalindustrie alle Player aus dem In- und Ausland ein, an einem zentralen Ort ihre Kräfte zu messen.“ Zu diesem zentralen Ort wurde 1923 der Berliner Zoo. Jedes Unternehmen hatte dort erstmalig die Chance, innovative Konzepte und neue Produkte über mehrere Tage hinweg vor einem größeren Fachpublikum zu präsentieren und damit möglicherweise auch bestehende Problemlösungen obsolet zu machen – weil die neuen einfach besser waren.
Ein ungemütlicher Wettbewerb?
Auf jeden Fall herrscht auf der IDS ein intensiver Wettbewerb. Unsere Dental-Industrie stellt sich dem internationalen Vergleich selbstbewusst. Unsere Industrie ist seit Jahrzehnten Marktführer in vielen Teilbereichen dentaler Medizintechnik. Der unmittelbare Leistungsvergleich der Hersteller vor den kritischen Augen der Kundschaft setzt in unserer Industrie enorme Motivationen und Innovationskräfte frei. Man freut sich in den Bereichen, in denen man die Nase vorn hat, und merkt gleichzeitig, dass man möglicherweise in anderen nachlegen muss. Das ist ein starker Ansporn für weitere Innovationen. So funktioniert unsere Marktwirtschaft. Und ein wesentliches Schmiermittel für das Getriebe der dentalen Marktwirtschaft stellen seit 100 Jahren die Gespräche auf der IDS dar.
Welche Gespräche sind aus Sicht der Unternehmen der Dentalindustrie auf der 40. IDS 2023 die wichtigsten?
An erster Stelle steht der fachliche Austausch mit Zahnärzten, Zahntechnikern und ihren Teams. Schnell wird klar, welche Konzepte und Produkte sie gut annehmen und wo der größte Bedarf nach neuen Antworten besteht. Solche Fragen und Anregungen fließen in die Forschung der Dentalindustrie in den kommenden Jahren ein.
Darüber hinaus knüpfen die Aussteller auf der IDS neue Kontakte und bahnen neue Geschäftsmöglichkeiten an. Bestehende Beziehungen auf der IDS zu vertiefen, ist ein weiteres bedeutsames Messeziel für Unternehmen. Wichtig ist es Ausstellern auch, sich mit dem Dentalfachhandel über aktuelle Trends sowie Kundenwünsche und -erwartungen auszutauschen. Internationale Importeure sind wichtige Partner im Drittländergeschäft. Es hat auf der IDS von Veranstaltung zu Veranstaltung immer mehr an Bedeutung gewonnen. Beispielsweise treffen Importeure aus Südamerika oder Asien hier ihre Kunden aus allen Weltmärkten. So ist die IDS der umfassendste Marktplatz mit einem sehr breit gefächerten Angebot an Produkten und Systemlösungen für Interessenten aus aller Welt.
Was dürfen sich die Besucher speziell von der 40. IDS 2023 erwarten?
Das Interesse der breiten Öffentlichkeit an Gesundheitsthemen in den vergangenen drei Jahren gestiegen. Immer mehr Menschen erkennen die vielfältigen Zusammenhänge zwischen der Mund- und Zahngesundheit und der allgemeinen Gesundheit. Regelmäßige Zahnarztbesuche dienen der Prophylaxe lokaler Krankheiten in der Mundhöhle. Darüber hinaus erkennen Zahnärzte eine Fülle von Frühindikatoren, die auf ernsthafte und sogar lebensbedrohliche Krankheiten hinweisen können. So können Zahnärzte und Zahntechniker umfangreiche Beratungsleistungen für ihre Patienten wahrnehmen und diese auch für eine hochwertige Zahnheilkunde begeistern. Die Dentalindustrie unterstützt sie dabei gezielt mit bewährten und innovativen Produkten.
Welchen Stellenwert hat demzufolge ein Besuch der IDS für Zahnärzte, Zahntechniker und ihre Teams?
Der Wettbewerb unter den Ausstellern bringt Praxen und Labors in eine komfortable Position. Auf der IDS vergleichen sie, was die Dentalindustrien ihnen auf dem Stand der Technik zu bieten haben. Die enorme Angebotsbreite und -tiefe der IDS können sie kaum bei anderen Gelegenheiten in Augenschein nehmen. Durch eine treffsichere Auswahl bereichern sie ihre Praxis und ihr Labor, so dass sie sich für die nächsten Jahre einen Wettbewerbsvorsprung sichern.
Was macht Sie so sicher, dass die IDS 2023 ihren Besuchern diese umfassende Auswahl bietet?
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt mir: Wir stehen jetzt schon bei deutlich über 1.400 Ausstellern. Das ist einzigartig für unsere Dentalbranche. Das gibt uns Aufwind und spricht dafür, dass die IDS 2023 ein Erfolg wird. Ich könnte mir vorstellen, dass sie zu ihrem 100-jährigen Bestehen inmitten internationaler Krisen eine Art zweite Initialzündung auslöst – den Einstieg in die nächsten 100 Jahre IDS.
Dr. Markus Heibach, Geschäftsführer des VDDI
Foto: Marie Heibach