„Hi Alexa, was ist künstliche Intelligenz“? Alexa und Co. wüssten die Antwort: Der Begriff beschreibt Programme und Maschinen, die in der Lage sind, zu lernen und Probleme automatisiert „intelligent“ zu lösen.
Sylvia Fresmann
In der Medizin gibt es zahlreiche Anwendungen und Programme, die die Patienten durch Aufbereitung der „Health-Daten“ besser überwachen. Teilweise können, auch über Distanzen, Expertenmeinungen eingeholt werden, Diagnosen gestellt und Behandlungsvorschläge gemacht werden, Video-Sprechstunde, die Auswertung von Röntgenbildern und vieles mehr. Gehören schon zum Praxisalltag. Die Programme werden immer vernetzter und Dank künstlicher Intelligenz (KI) können sie bei der Patientenbetreuung in vielen Bereichen unterstützen. Exemplarisch werden nachfolgend zwei interessante Anwendungen beschrieben.
/// Herausforderungen und Chancen
Der demographische Wandel fordert das Gesundheitswesen durch steigenden Versorgungsbedarf besonders im stationären Bereich der Krankenhäuser heraus. Eine alternde Gesellschaft führt zu einem höheren Bedarf an Intensivbetten und qualifizierten Spezialisten. Tendenziell führen die Einspargesetze der Bundesregierung zu Schließungen und Zusammenschlüssen von wohnortnahen Krankenhäusern und Bildung von spezialisierten Schwerpunktkliniken. Eine weitere Folge ist eine zentrale Versorgung der Patienten. Diese Entwicklung wird kontrovers diskutiert, da besonders in ländlichen Regionen die Versorgung schwieriger wird.
Hinzu kommt der sich immer deutlicher abzeichnende Fachkräftemangel, einhergehend mit unattraktiven Arbeitszeiten, Arbeitsverdichtung und psychischen Belastungen. Digitale Programme können hier eine wesentliche Unterstützung und Entlastung darstellen und sind eine zwingende Notwendigkeit im Rahmen der Patientenversorgung.
/// Die Zukunft hat im Krankenhaus schon begonnen: Ortsunabhänige Versorgung der Intensivpatienten
„Intellispace Consultive Critical Care“ ist beispielsweise eine Lösung zur telemedizinischen Überwachung von Patienten auf Intensivstationen. Die Vernetzung, gut strukturierte Daten und künstliche Intelligenz (KI) können heute die Versorgung entscheidend verbessern. Es ist also möglich, Daten aus unterschiedlichen Datenquellen zusammen zu führen, zu analysieren und entsprechende Handlungsempfehlungen zu geben. Es ist außerdem möglich, externe Spezialisten hinzu zu ziehen, ein enormer Vorteil! Nur eine Anwendung im Krankenhaus, von der Patienten bereits profitieren können.
In den Krankenhäusern ist die Telematik und eHeath also schon angekommen – jedoch in der ambulanten Versorgung gibt es noch große digitale Lücken. Die Überweisung zu Facharzt wird auf Papier ausgestellt, die Terminvereinbarung läuft häufig noch per Telefon, der Austausch der Befunde an den Hausarzt wird als Brief verschickt … und alles dauert lange und ist fehlerbehaftet. In der Arztpraxis dann werden die Unterlagen häufig noch „abgeheftet“, es werden Ordner gefüllt – diese Art der Dokumentation raubt den Mitarbeitern in den Praxen die Zeit, die sie besser für die Patientenbetreuung nutzen könnten. Und es füllen sich Schränke mit Unterlagen, die wegen der langen Aufbewahrungsfristen lange nicht vernichtet werden dürfen.
Dank der bidirektionalen audiovisuellen Kommunikation können Telemediziner den Zustand eines Patienten und die Behandlungspläne mit dem Personal vor Ort, den Patienten und ihren Familien diskutieren und den Patienten visuell untersuchen.
Die Digitalisierung macht vor dem Gesundheitssektor nicht halt und wird sich weiterentwickeln. Das ist gut, denn ohne sie wären viele Gesundheitssysteme bald überlastet. Leider ist Deutschland im Vergleich mit europäischen Nachbarländern wie Estland oder Dänemark noch ziemlich „analog“ – hier gibt es noch viel Nachholbedarf.
/// KI und Spracherkennung
Ein wesentliches Anwendungsgebiet für KI ist die Sprachassistenz. Vor wenigen Jahren noch Zukunftsmusik, nutzen jetzt viele Menschen die digitalen Sprachassistenten in vielen Situationen jeden Tag. Warum? Die kleinen Helferlein in allen Lebenslagen bieten große Vorteile: kein Tippen, kein Suchen, dafür schnelle Antworten auf individuelle Fragen. Aber diese schöne digitale Welt hat auch Schattenseiten, denn alles was wir Alexa fragen, wird quasi blitzschnell in die USA geschickt und unsere Antworten erhalten wir von dort. Das geht natürlich NICHT, wenn es sich um Gesundheitsdaten handelt, deshalb konnten wir in der Praxis bis Anfang dieses Jahres diese digitalen Sprachassistenten nicht integrieren – das wäre ein Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung gewesen.
/// Parodontale Befunde mit Spracherkennung dokumentieren
Das Programm ParoStatus.de hat eine ganz neuartige Spracherkennung auf spezieller KI-optimierter Hardware entwickelt – eine der schnellsten und größten Erkennungsengines der Welt!
Die neue App „PS Voice Sprachsteuerung“ wird auf ein iPad geladen und läuft als „on-Device Erkennung“. Das bedeutet KEINE Übertragung von Sprachdaten ins Internet – diese Anwendung ist also datenschutzrechtlich absolut einwandfrei!
Das Programm unterscheidet jetzt automatisch per Spracherkennung die Navigation, Befundart, Befund oder Korrekturbefehle. Die Erkennung von Fließtext und Sprechpausen mit automatischer Adaption an die Sprechgeschwindigkeit und extraschneller Zahlenmodus mit Erkennung erfolgt in Sekundenbruchteilen. Jetzt müssen wir nur noch beim Messen schneller werden … dann wäre ein Parodontalstatus mit 6 Messpunkten in 5 Minuten aufgenommen und dokumentiert. Das alles funktioniert auch ohne Headset – besser geht es nicht!
/// Vorteile der Digitalisierung in der Zahnarztpraxis
Der Einsatz moderner Praxisprogramme mit innovativer Spracherkennung bietet effektive und effiziente Entlastungsmöglichkeiten, verändert aber auch in Teilbereichen Strukturen und Abläufe.
Das Programm ParoStatus.de stellt neben der Spracherkennung eine besonders praxisnahe Unterstützung zur Verfügung. Wie ein „Kochbuch“ führt das Programm den Behandler von Anfang an Schritt für Schritt durch die Prophylaxe- oder UPT-Sitzung. Alle Schritte werden dabei sofort vom Programm im Sinne des Qualitätsmanagements, ohne zusätzlichen Personaleinsatz, ohne handschriftliche Korrekturen dokumentiert. Die Behandelnden profitieren von einem sofortigen Zeitgewinn – die PAR-Richtlinie wurde selbstverständlich komplett integriert und unterstützt so bei der Dokumentation und der Einhaltung der Fristen.
Neben der reproduzierbaren, kontrollierbaren und rechtssicheren Dokumentation der erhobenen Befunde, Risikofaktoren, Maßnahmen, Empfehlungen und Aufklärungsinhalte etc., ist der effiziente Personaleinsatz hervorzuheben. Eine Assistenz ist nicht erforderlich, handschriftliche Erfassungen gehören der Vergangenheit an. Identische Behandlungsabläufe und -inhalte sorgen für eine strukturierte Sitzung und vergleichbare Ergebnisse bei dem Patienten. Qualität und Aussagekraft der Befunde werden ebenso erhöht, wie die Handlungssicherheit der Behandelnden.
Aus Sicht der Praktiker sind schnelle und übersichtliche Auswertungen, die den Behandlungserfolg abbilden, zudem erst mit digitaler Unterstützung mit einem vertretbaren Zeitaufwand möglich.
/// Digitalisierung der PAR-Richtlinie
Alle erhobenen Befunde und klinische Parameter werden systematisch und übersichtlich auf einem Befundblatt dokumentiert und können im weiteren Verlauf verglichen werden. Mit einem Click erstellt das Programm einen Vorschlag zur Einstufung in die nNeue Klassifikation, der durch den Behandelnden finalisiert wird. Eine enorme Zeitersparnis! Auch die Berechnung des Knochenabbaus in Relation zum Alter beherrscht das Programm. Selbstverständlich werden alle antragsrelevanten Befunde in das Verwaltungsprogramm übertragen, von hier aus wird ja die PA-Strecke abgerechnet.
Der ParoStatus.de-UPT-Planer analysiert automatisch alle Faktoren und berechnet neben Zeitfenstern auch Idealtermine und Startpunkte. So kann befundbezogen geplant werden. Sie können Honorarverluste vermeiden und Praxiskapazitäten so effektiv wie möglich nutzen. Neben der UPT Planung gibt es noch weitere interessante Features, wie z.B. die ProphylaxeApp für die Patienten.
Mundhygieneempfehlungen und kleine Anleitungsvideos zum Zähneputzen oder Interdentalpflege können so auf das Smartphone des Patienten übertragen. Über die App kann im Bedarfsfall auch der Kontakt zur Praxis hergestellt werden. Die App ist kostenlos im AppStore (iOS-Geräte) oder über Google Play (Android) zu erhalten. Das ist Patientenbindung pur!
/// Fazit
Im Gesundheitssektor wird es, wo nötig, eine Verschiebung der Aufgaben geben. Traditionelle Arbeitsplätze werden aufgrund der Vermischung von Fähigkeiten Grenzen überschreiten und Innovationen werden uns neue Berufe und Karrieren eröffnen. KI ist in der Lage, Prozesse in den Gesundheitseinrichtungen effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Auch bei vielen Patienten findet nach anfänglichen Datenschutz Bedenken ein Umdenken statt und die Bereitschaft steigt, Gesundheitsdaten mittels Wearables zu erheben und so auch weiterzugeben.
– AUTORIN
Sylvia Fresmann
– KONTAKT
Deutsche Gesellschaft für DentalhygienikerInnen e.V. (DGDH)
Fasanenweg 14
48249 Dülmen
E-Mail: fresmann@dgdh.de
Internet: www.dgdh.de