Bulkfill-Materialien haben die Möglichkeiten der adhäsiven Restaurationstherapie erweitert1. Gegenüber den Kompositen, die in 2-mm-Schichten appliziert werden, punkten sie insbesondere hinsichtlich Schnelligkeit und Einfachheit, schließlich können sie in deutlich größeren Inkrementen polymerisiert werden. Sie sind aber nicht nur einfach in der Anwendung, da sie ohne Schichttechnik auskommen, sondern auch, weil das Handling einfach gestaltet ist. Das spielt dem Füllungserfolg in die Hände, denn ein Material ist nur so gut, wie der Anwender damit zurechtkommt.
Dr. Christian Ehrensberger
Die Anforderungen an die direkte Füllungstherapie im Seitenzahnbereich sind vielfältig. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: minimalinvasiv, keine aufwändige Farbauswahl, schnelle und einfache Anwendung, geringe Polymerisationsschrumpfung. Mit diesen Anforderungen im Blick wurden die Bulkfill-Materialien entwickelt. Neben den physikalischen Eigenschaften des Materials spielt für den Erfolg der Restauration aber auch eine Rolle, wie gut der Behandler mit dem eingesetzten Produkt zurechtkommt. In diesem Kontext sind die Handlingeigenschaften besonders wichtig.
/// Vorteile von Bulkfill
Gerade bei tiefen Kavitäten oder bei einem begrenzten Zeitfenster stießen Komposite oft an ihre Grenzen: Ihre Aushärtungstiefe ist meist auf zwei Millimeter begrenzt. Deshalb muss das Komposit dann schichtweise in entsprechenden Inkrementen eingebracht und polymerisiert werden. Hierbei können Blasen oder Spalten zwischen den Inkrementen und auch am Füllungsrand entstehen, was den langfristigen Erfolg einer Restauration gefährden kann. Im Gegensatz dazu erlauben Bulkfill-Komposite eine größere Schichtstärke, was durch ihre höhere Transluzenz und niedrigere Schrumpfungsspannung möglich wird1.
Analog der konventionellen Komposite unterscheidet man auch bei den Bulkfill-Produkten zwischen einer fließfähigen und einer stopfbaren Variante. Bulkfills in fließfähiger Konsistenz erreichen aufgrund ihres Anfließverhaltens auch tiefe Kavitäten oder Unterschnitte gut, müssen aber mit einem konventionellen stopfbaren Komposit abgedeckt werden. Stopfbare Bulkfills benötigen diese Deckschicht nicht2.
Bulkfill-Komposite eignen sich über die Versorgung von tiefen Kavitäten hinaus für große oder postendodontische Kavitäten, als vorbereitende Versorgung für indirekte Restaurationen oder auch für minimalinvasive Restaurationen, wenn aufgrund eines eingeschränkten Kavitätenzugangs das Schichten schwierig ist. Gleiches gilt für Patienten mit eingeschränkter Compliance oder Kinder2.
Viele klinische Studien, die den klinischen Erfolg von Bulkfills im Vergleich zu Kompositen untersuchen, beziehen sich auf das fließfähige SDR flow+ – dieses ist das am längsten auf dem Markt angebotene2. Dieses Bulkfill-Material ermöglicht eine Applikation in Inkrementen von bis zu vier Millimetern ohne zusätzliche Liner-Schicht. Das reduziert regelmäßig die Vorratshaltung wie auch die Behandlungszeit. Hier spricht man von einer ca. 40-prozentigen Zeitersparnis im Vergleich zur traditionellen Schichttechnik. Darüber hinaus nivelliert sich SDR flow+ selbst ohne zusätzliches Handinstrument3,4,5.
Bild: Dentsply Sirona
/// Einfacher als einfach
Die Anwendung der Bulkfill-Materialien ist nicht nur aufgrund der höheren Schichtstärken einfach. Im Fall von SDR flow+ gibt es eine Design-Verbesserung, mit der Dentsply Sirona auf das Feedback seiner Anwender reagiert hat. Mit der neuen Spritze im „Kleeblatt-Design“ wird das Handling nochmals vereinfacht: Die kleeblattförmige Griffplatte verbessert das 360°-Handling. Das bisherige Klebelabel auf der Spritze ist einer lasergedruckten Aufschrift gewichen, so dass die Produktinformationen auch bei einer Wischdesinfektion lesbar bleiben. Die Hygienefähigkeit steht auch deshalb im Fokus, da die Spritze im neuen Design ohne Unterschnitte an der Spritze einfacher zu reinigen ist.
Darüber hinaus ist es dank farblich codierter Stempel am Hangriffende der Spritze einfacher zu unterscheiden, mit welcher Farbe gerade gearbeitet wird. Diese Designverbesserungen bewähren sich schon jetzt, so dass der Hersteller die Handling-Vorteile auch auf andere Produkte übertragen wird. Zu den optimierten Handlingeigenschaften zählen darüber hinaus bereits die zum Anfang letzten Jahres verbessere Röntgenopazität des Materials und seine bessere Polierbarkeit.
Bild: Dentsply Sirona
/// Klinisch überzeugend
Gute physikalische Eigenschaften der auf dem Markt angebotenen Produkte werden von Anwendern zu Recht vorausgesetzt. Dennoch sollten Zahnärzte bei der Wahl ihres Bulkfill-Materials auch auf die Materialparameter achten. So haben z. B. die Füllstoffgehalte Einfluss auf die Mikrohärte und Schrumpfung eines Materials. In einer Studie zu SDR flow+ konnte etwa gezeigt werden, dass die SDR-Technologie für einen geringen Polymerisationsstress sorgt6.
Klinische Langzeitstudien bestätigen die klinische Eignung des Materials. So bewerteten die Autoren einer Untersuchung über einen sechsjährigen Beobachtungszeitraum 38 Klasse-II- und 15 Klasse-I-Restaurationen mit SDR flow+ und einer Deckschicht mit einem Universalkomposit aus dem Hause Dentsply Sirona im Vergleich zu konventionell geschichteten Füllungen7. Aufgrund der gleich hohen Überlebensraten kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Bulkfill-Technik ein „klinisch sicheres Verfahren mit sehr akzeptabler Langlebigkeit“ ist.
Besonders in tiefen Klasse-I-Endo-Kavitäten mit hohem C-Faktor (Verhältnis zwischen gebundener und ungebundener Oberfläche) ist ein Komposit hohem Polymerisationsstress ausgesetzt. Beim Versorgen dieser Kavitäten in Bulkfill-Technik ist die Auswahl des Komposits entscheidend, um eine zuverlässige Dentinhaftung zu erreichen8. In diesem Kontext zeigte SDR flow+ eine hohe Mikrozughaftfestigkeit am Kavitätenboden und einen dichten Verschluss der endodontischen Zugangskavität9.
Bestätigt wurden solche Erfolge durch 5-Jahres Daten von SDR Füllungen mit dem Fazit: „Es wurden keine Kariesaktivitäten aufgrund von SDR®-Füllungen beobachtet, und es zeigten sich während des klinischen Tests keinerlei nachteilige Effekte.“10
Erfolg auch hinsichtlich weiterer klinischer Parameter: Burgess und Munoz beobachteten über 36 Monate keine postoperativen Sensibilitäten, keine Füllungsversager und keine Gingivairritationen in Kontakt mit SDR11.
Foto: Bahnemann/Holzmeier
/// Fazit für die Praxis
Bulkfill-Materialien stellen im Seitenzahnbereich eine Ergänzung der Versorgung mit konventionellen Kompositen mit vergleichbarem klinischen Erfolg dar. Gerade die fließfähigen Varianten können ohne Liner-Technik bei tiefen Kavitäten erfolgreich angewendet werden. Durch größere Inkrementstärken werden regelmäßig Zeit eingespart und Qualitätsfehler wie Blasenbildung bzw. Randspalten minimiert. Wird bei der Applikation zudem darauf geachtet, dass die Ausbringspritze/der Kompulentipp Kontakt zum Kavitätenboden hat, wird das Ziel der Luftblasenrisikominimierung zusätzlich unterstützt2. SDR flow+ erleichtert darüber hinaus die einfache Anwendung nochmals, indem die Handlingeigenschaften durch verschiedene Features wie das verbesserte Spritzendesign und die erhöhte Röntgenopazität optimiert wurden.
– AUTOR
Dr. Christian Ehrensberger
– KONTAKT
Dentsply Sirona Restorative
Fabrikstr. 31
64625 Bensheim
kostenlose Service-Line: 08000/73 50 00
www.dentsplysirona.com
Literaturangaben
1 Zorzin J.I.: Bulk-Fill Komposite: Inkrementtechnik “Auf Wiedersehen”? ZP 5/6-2020: 8-12
2 Polydorou O.: Bulk-Fill. Was biete ich meinen Patienten an? ZP 5/6-2020: 13-18
3 2010 Survey of Dental Practice – Income from the Private Practice if Dentistry. http://www.ada.org/1444.aspx
4 American Dental Association Procedure Recap Report (2006)
5 SDR flow+. Vielfältig einsetzbar. Klinisch bewährt. Abruf unter https://www.dentsplysirona.com/de-de/entdecken/restauration/sdr-flow-plus.html
6 Ilie, Hickel: Investigations on a methacrylate-based flowable composite-based on the SDR technology. Dent Mater. 2011 Apr;27(4):348-55.
7 van Dijken JMV., Pallesen U.: Bulk-filled posterior resin restorations based on stress-decreasing resin technology: a randomized, controlled 6-year evaluation. Eur J Oral Sci. 2017 Aug; 125 (4): 303-309
8 Van Ende A. et al.: Effect of bulk-filling on the bonding efficacy in occlusal class I cavities. J Adhes Dent. 2016; 18 (2): 119-124
9 Ebert J.: Internal Report 2011. Study No 14 1408. Daten auf Anfrage erhältlich.
10 van Dijken JWV, Pallesen U, 2016: Posterior bulk-filled resin composite restorations: A 5-year randomized controlled clinical study; J Dent 2016 Aug;51:29-35
11Dentsply Sirona Internal report #765-540 (2012-02-17); Daten auf Anfrage erhältlich.