Der Einfluss der Ernährung auf die Parodontitis

 

 

Die Parodontitis ist eine der Volkskrankheiten – . in Deutschland sind nach den Daten der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) über 50 Prozent der Bevölkerung an einer Parodontitis erkrankt. Tendenz steigend…

Heike Wilken

 

Aber wie können wir die parodontale Gesundheit positiv beeinflussen?   Parodontitis wird als multifaktorielle Erkrankung auch von einer Reihe weiteren Risikofaktoren beeinflusst. Zu diesen gehören neben der genetischen Prädisposition, die Imunantwort,  die Variationen der Mikroflora und die systemischen Erkrankungen.

 

Neuere Untersuchungen zeigen, dass parodontalpathogene Keime für ihre Besiedlung eine entzündliche Umgebung benötigen. Die entzündliche Umgebung sorgt unter anderem dafür, dass die Keime eine wärmere Umgebung haben und vor allem stärker mit Sulkusfluid versorgt werden, das ihn als Ernährungsgrundlage dient.

 

Dementsprechend ist es das Ziel die so genannten Wirtsfaktoren, die Entzündungsprozesse des Körpers so anzupassen, dass den parodontalpathogenen Keime weniger günstige Umgebungsfaktoren zur Verfügung stehen. Eine interkonventionelle Studie an der Uniklinik Freiburg konnte zeigen, dass Probanden unter einer antientzündlichen Ernährung signifikant weniger gingivale und parodontale Entzündungen aufwiesen im Vergleich zu Probanden , die sich mit einer normalen Ernährung (reich an Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren) ernährten. (Wölber et al.,2016).

 

Ein weiterer Grund die Ernährung im Rahmen der Parodontitistherapie mit einzubeziehen ist, dass chronische Entzündungsprozesse einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffe benötigen, um ein funktionierendes Immunsystem zu gewährleisten.

 

Doch was ist in der Beratung unsere Parodontitspatienten wichtig und welche Empfehlungen können wir geben?

 

/// Die wichtigsten Eckpfeiler einer mundgesunden Ernährung

 

  • Niederglykämischer Index
  • Ballaststoffe
  • Mikronährstoffe
  • Fette und Öle

 

  • Was vesteht man unter Niederglykämisch Index:

Beim Verzehr von Kohlenhydraten mit einem niedrigen Glykämischen Index, etwa Obst oder Gemüse, steigt der Blutzucker langsam an.

 

Lebensmittel mit einem hohen Glykämischen Index, zum Beispiel Weißbrot oder Kartoffeln, lassen den Blutzucker schneller steigen, darauf reagiert der Körper mit einem Hungergefühl.

 

Bei einer Vollwertkost mit einem niedrigen Glykämischen Index tritt dieser Unterzucker nicht auf. Zucker und komplexe Kohlenhydrate haben einen entzündungsfördernden Einfluss auf die Gingiva. Das heißt das Kohlenhydrate mit einem niedrig Glykämischen Index Zahnfleischentzündungen reduzieren können.

 

Empfehlung:

  • Linsen
  • Bohnen
  • Kichererbsen
  • Vollkornnudeln und Vollkornbrot
  • Äpfel
  • Erdbeeren
  • Pflaumen

 

  • Was sind Ballaststoffe:

Ballaststoffe sind unverdauliche Faserstoffe in pflanzlichen Lebensmitteln. Sie können von den Enzymen im Magen-Darm-Trakt nicht verarbeitet werden, sodass die Pflanzenfasern unverdaut im Dickdarm ankommen. Zu unterscheiden sind zwei Arten von Ballaststoffen:

 

  1. Wasserunlösliche Ballaststoffe wie Zellulose und Lignin kommen vorwiegend in Getreide und Getreideprodukten vor, wie zum Beispiel in Mais und Weizen.
  2. Wasserlösliche Ballaststoffe wie Inulin und Pektin kommen vorwiegend in Obst, Gemüse, Haferprodukten und Hülsenfrüchten vor. Diese können zusätzlich von den Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren zerteilt werden, die die Darmbewegung fördern.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, 30 Gramm Ballaststoffe täglich zu sich zu nehmen. Das erreicht man, wenn man beispielsweise folgende Lebensmittel an einem Tag zu sich nimmt: drei Scheiben Vollkornbrot, zwei bis drei Kartoffeln, jeweils eine Portion (eine Handvoll) Brokkoli und Paprika, einen Apfel und eine Portion Beeren. 

 

Studien bestätigen, dass ein hoher Ballaststoffkonsum mit weniger Parodontitis einhergeht.

Darmbakterien produzieren aus Ballaststoffen antientzündliche Stoffe. Ballaststoffe senken den Blutzucker und den Cholesterin. Außerdem sind in Ballaststoffe viele gesunde Mikronährstoffe enthalten.

 

Empfehlung:

  • Weizenkleie
  • Leinsamen
  • Linsen
  • Mandeln
  • Vollkornbrot

 

 

  • Mikronährstoffe:

Mikronährstoffe werden nur in kleinen Mengen für unseren Körper benötigt, daher heißen sie auch Mikronährstoffe. Sie sind aber lohnenswert denn ein Mangel bestimmter Mikronährstoffe kann zu Erkrankungen führen.

 

Zu den Vitaminen gehören die fettlöslichen Vitamine A, D, E, K und die wasserlöslichen Vitamine C und B. Sie erfüllen alle lebensnotwendigen Aufgaben.

 

Vitamin A  und seine Vorstufen ( Provitamin A, Carotin) ist ein „Gesunderhalter der Gingiva“. Bei Vitamin A lohnen sich die Lebensmittel im gekochten Zustand zu sich zunehmen, da dann die Vitamine besser verwertet werden.

Lebensmittel mit hohem Vitamin A-Gehalt sind: Kalbsleber, Grünkohl, Möhren Wirsing.

 

Vitamin B 12  spielt bei verschiedenen Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle. So ist es zum Beispiel am Abbau bestimmter Fettsäuren beteiligt. Außerdem unterstützt Vitamin B12 die Blutbildung und hat eine entzündungshemmende Wirkung.

Lebensmittel mit hohem Vitamin B12-Gehalt sind: Fleisch Fisch Eier Milch Milchprodukte.

 

Vitamin C ist ein tolles Vitamin für das Zahnfleisch und auch um Entzündungen im gesamten Körper zu reduzieren. Wichtig ist es zu berücksichtigen das eine Menge von mehr als 200 mg Vitamin C vom Körper nicht aufgenommen werden kann daher wird der Überschuss über den Urin wieder ausgeschieden.

Lebensmittel mit hohem Vitamin C-Gehalt sind: Johannisbeeren, Paprika roh, Brokkoli, Kiwi.

 

Vitamin D hat eine essentielle Bedeutung für die Zahn- und Knochengesundheit. Es ist ein wichtiges Vitamin zur Bereitstellung und Verwertung von Kalzium und Phosphat im Darm. Dass das so genannte Sonnenvitamin die Kalziumaufnahme im Körper erheblich verbessert ist ein weiterer Pluspunkt: es unterstützt das Immunsystem zum Schutz vor Krankheiten. Jede Körperzelle unseres Körpers enthält Rezeptoren für Vitamin D die Andockstellen sind.

 

Vitamin E Der Körper nimmt Vitamin E mit dem Nahrungsfett auf. Vitamin E ist ein Zellschutzvitamin. Es schützt die Körperzellen vor schädlichen Einflüssen, zum Beispiel vor aggressiven Sauerstoffverbindungen (freie Radikale). Parodontitis Patienten sollen auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E achten.

Lebensmittel mit hohem Vitamin E-Gehalt sind: Mandeln, Rapsöl, Olivenöl, Nüsse, Tofu.

 

Vitamin K ist ein fettlösliches Vitamin und vorrangig für die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren wichtig. Somit beeinflusst es die Blutgerinnung und spielt auch eine Rolle beim Knochenstoffwechsel. 

Lebensmittel mit hohem Vitamin K-Gehalt sind: Spinat, Grünkohl, Obst, Milch Milchprodukte.

 

Spurenelemente vor allem Kupfer und Zink stellt eine Assoziation zur Parodontitits dar. Es konnte in Studien nachgewiesen werden je weniger im Blut vorhanden war desto stärker war die Parodontitis ausgeprägt.

 

Mineralien besonders Kalzium und Magnesium sind für die Parodontitis von Bedeutung. Neben ihren Eigenschaften für coenzymatische Reaktionen wirken Mineralien antientzündlich.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mikronährstoffe den ausschlaggebenden Faktor für den gesundheitlichen Nutzen, von Lebensmittel ausmachen.

 

  • Fette und Öle:

Fette und Öle enthalten gesättigte, ungesättigte und die lebensnotwendigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie Vitamin E. Native Öle enthalten darüber hinaus sekundäre Pflanzenstoffe. Fette und Öle haben einen hohen Kaloriengehalt, da das enthaltene Fett der kalorienreichste Nährstoff ist: Mit 9 Kilokalorien pro 1g liefert Fett mehr als doppelt so viel Kalorien wie die gleiche Menge an Kohlenhydraten oder Protein (Eiweiß).

Omega 3 sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Im Gegensatz zu gesättigten Fettsäuren verbinden sie sich leicht mit anderen Stoffen und werden vom Körper gut aufgenommen. Sie erhalten viele essenzielle Körperfunktionen aufrecht. Ganze 11 verschiedene Fettsäuren zählen zu den Omega-3-Fettsäuren.

Im Meer schlummern viele wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Algen sind wahre Omega-3-Wunder. Da sich viele Fische von ihnen ernähren, nehmen sie die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) auch auf. Sie können diese aber auch selbst synthetisieren.

Empfehlung:

  • Lachs
  • Thunfisch
  • Makrele
  • Hering
  • Forelle
  • Sardelle
  • Sardine
  • Leinsamen
  • Leinöl

Um den Bedarf zu decken empfiehlt die DGE ein- bis zweimal wöchentlich Fisch zu essen und hochwertige Öle einzusetzen.

In Bezug auf Parodontitis haben Omega-3-Fettsäuren einen positiven Effekt gegen Entzündungen der Gingiva. Transfettsäuren stellen einen negativen Effekt dar. Leinöl hemmt nachweislich die Plaquebildung.

 

/// Fazit

Mit einer mundgesunden Ernährung lassen sich sowohl Gingivitis und Parodontitis als auch allgemeine Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes langfristig aufhalten. In diesem Artikel haben wir sie über die allgemeinen Ernährungsempfehlungen informiert. In der nächsten Ausgabe stellen wir Ihnen die Ketogene Ernährung vor.

 

– AUTORIN

Heike Wilken

  1. Vorsitzende Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker*innen

 

– KONTAKT

Deutsche Gesellschaft für DentalhygienikerInnen (DGDH) e.V.
Fasanenweg 14
48249 Dülmen
Internet: www.dgdh.de