Die IDS war toll – die weltweit größte Dentalschau hat Köln vom 12.03. – 16.03.2019 zu einem internationalen dentalen Hotspot gemacht.
Sylvia Fresmann
Köln war im dentalen Ausnahmezustand – sehr teure Hotelzimmer, lange Staus auf der Autobahn … und alle hatten nur ein Ziel: die neuesten Trends für Prävention und Parodontologie!Und es gab allerhand zu sehen … viele Kolleginnen haben mich am Stand von Hager & Werken besucht – neben der Dentalausstellung, viele interessante Vorträge und ein Kollegen-Treff weltweit – die dentale Welt zu Gast bei uns in Köln!
Es war sehr spannend, mit Fachbesuchern aus den unterschiedlichsten Ländern zu sprechen – die verbindende „IDS-Sprache“ war Englisch. Ich bin mit vielen Zahnärzten aus fernen Ländern ins Gespräch gekommen, interessant die unterschiedlichen Gesundheitssysteme, Praxisformen oder auch die Zusammenarbeit mit uns DH`s – es ist immer wieder bereichernd!
Auf über 170.000 m2Fläche waren über 2.300 Aussteller aus 64 Ländern vertreten. Ein Top-Thema der Messe war die Prophylaxe und es war interessant zu sehen, welche Herausforderungen bei dem Thema in anderen Ländern bestehen.
Meine Herausforderung am ersten Tag der Messe war, möglichst viele Firmen zu besuchen und die neuen Produkte für die Prophylaxe zu sichten – natürlich auch das eine oder andere Gespräch mit den entsprechenden Mitarbeitern zu führen. Denn wie bei jeder IDS hatte ich den Auftrag am Mittwoch, also am 2. Tag der IDS, einen Vortrag zu den Neuigkeiten für die Prophylaxe auf dem Anwendertreffen der Partner-Zahnärzte der goDentis GmbH zu halten. Also habe ich mich auf die Suche nach den Neuigkeiten gemacht und am Dienstagabend noch meinen Vortrag zusammen gestellt. Also… am Dienstagabend keine Party … Und von diesem Messerundgang möchte ich nun berichten und die neuen Produkte und Geräte vorstellen.
Ausgangspunkt war natürlich der Stand von KaVo Dental mit der Prophylaxe-Live-Stage. Hier wurden viermal täglich Prophylaxesitzungen durchgeführt. Die durchführende ZMP, Birgit Thiele-Scheipers aus Altenbeken, erläuterte jeden Schritt der Behandlung, gab viele Tipps und hatte immer viele Zuhörer. Es gab immer viele Fragen, ein herausragendes Thema war die Dokumentation und Digitalisierung. Birgit Thiele-Scheipers zeigte die Prophylaxesitzung so, wie sie sie auch in der heimischen Praxis durchführt, beginnend mit den Indices/Befunden und dem Einführungsgespräch.
/// Dokumentation Prophylaxe und PA
Hier gab es dann auch schon die erste Neuigkeit von ParoStatus.de zu sehen, diesmal am Stand von Hager & Werken. ParoStatus.de, das computergestützte System zur Unterstützung der Prophylaxe und Parodontologie, hat auf
der IDS die neue Version des ParoStatus präsentiert – das Highlight war die Integration der neuen Klassifikation der PA- Erkrankungen!
Auf der Europerio im letzten Jahr wurde die neue Klassifikation vorgestellt, ein Konsens eines internationalen Workshops in Chicago – nach 20 Jahren auch notwendig. Es wurde erstmals die parodontale Gesundheit genauer definiert und die Einteilung in chronische und aggressive Parodontitis durch „Staging“ und „Grading“ ersetzt. Außerdem gibt es nun auch eine Definition für periimplantäre Gesundheit, periimplantäre Mukositis und Periimplantitis.
Klingt kompliziert? Keine Sorge, die Programmierer von ParoStatus haben die letzten Monate mit Mitgliedern des Workshops aus Chicago zusammengearbeitet und eine Lösung programmiert – mit nur einem Mouse-Click wird der Patient auf der Grundlage der erhobenen Befunde nun eingestuft!
Und damit ist ParoStatus wieder einmal sehr schnell in der Umsetzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, die uns in der Praxis unterstützen können – denn, Parodontitis ist ein multifaktorielles Geschehen und die wissenschaftlichen Arbeiten helfen uns, uns in der Praxis upzudaten. UND wir wissen, was unseren Patienten hilft. Früherkennung, regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen, eine risikoorientierte unterstützende Parodontaltherapie (UPT) und eine gute Motivation zur täglichen häuslichen Mundhygiene können die Erkrankung stoppen bzw. unter Kontrolle bringen – das wissen wir, das tun wir und wir werden unterstützt durch die neue Einstufung der PA- Erkrankungen.
Das Dokumentieren ist für viele Kolleginnen nicht einfach, weil der Rechner mit der Tastatur meist im Rücken hinter dem Patientenstuhl steht und für die Dokumentation die Eingaben immer wieder unterbrochen und zum Rechner gerollt werden muss. Sehr unpraktisch, was in manchen Praxen dazu führt, dass kaum Befunde und Indices erhoben und dokumentiert werden. Dabei ist das so wichtig, weil entscheidend für die Planung der Weiterbehandlung, die Frequenz des Recalls und letztlich auch wesentlich für das Patientenverständnis und dessen Information über das Krankheitsbild. Motivation wird erreicht durch gut aufbereitete Grafiken und die Stimme des Computers – so werden Patienten ganz nebenbei in den Behandlungsprozess mit einbezogen. Die erforderlichen Parameter werden computerunterstützt, systematisch abfragt und in ihrer Gesamtheit bewertet – die Eingabe kann mittels Headsets mit Sprachsteuerung, einem Fußschalter oder über die neue Tastatur-App erfolgen.
/// Biofilmmanagement
Gleich zwei Anbieter präsentierten hier neue Konzepte – W&H und Dürr. Dürr stellte einen neuen subgingivalen Ansatz für das Luft-Pulver-Wasserstrahl-Gerät vor und W&H kam gleich mit einem Gesamtkonzept „Prophylaxe“ – ein neues Ultraschallgerät, ein neues Luft-Pulver-Wasser-Strahlgerät in Form eines Handys und einem kabellosen Polierwinkelstück mit neuartigen, sehr kleinen Polierkelchen. Außerdem hat W&H eine online-Community ins Leben gerufen, hier soll der Austausch der Prophylaxefachkräfte gefördert sowie die Fortbildung in den Mittelpunkt gestellt werden.
Bei EMS gab es zwar kein neues Gerät, das aktuelle ist ja auf der letzten IDS gelauncht worden, dafür baut der Hersteller sein Prophylaxe-Portfolio aus. Eine neue Zahnpaste gibt es jetzt von EMS sowie einen neuen Plaquerevelator.
Bei Hager & Werken war auch einiges los – hier war auch der „Stützpunkt“ der DGDH – an dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Gastfreundschaft! Außerdem gab es hier einen Geschicklichkeitswettbewerb mit dem Cavitron – mehr als 550 Kolleginnen hatten sich beteiligt und ihr Geschick bei der „Geburtstagskerzen-Übung“ unter Beweis gestellt. Als Hauptgewinn konnte man ein brandneues Cavitron Touch gewinnen.
News gab auch bei der PA und periimplantären Erkrankungen: Der Prophylaxe Spezialist Hager & Werken hatte auf der IDS neben seinem bekannten Miradent-Sortiment ein weiteres spannendes Produkt für die begleitende PA- & PI-Therapie im Gepäck: OxySafe heißt das Gel, dass nach der PZR oder UPT mittels einer feinen und biegsamen Kanüle direkt in die Tasche appliziert wird. Parallel gibt es OxySafe für die Patienten auch als Liquid für die nachhaltige Spülung für zu Hause. (www.hagerwerken.de)
/// Biologische PA-Therapie
Zantomed stellte das ParoMit-Spray vor. (www. Zantomed.de)
Neben einer chemiefreien Lösung gegen Anaerobier, basierend auf einem Mikroorganismus, der sich von diesen aggressiven Keimen ernährt und vorübergehend Teil des Biofilms wird, geht Zantomed das Thema nicht nur aus Sicht der bakteriellen Keime an, sondern auch aus der Perspektive des Wirts. Mit dem neuen „ParoMit Q10-Spray“ erhält der Patient die Möglichkeit, seine körpereigenen Abwehrmechanismen nicht nur gezielt in der Mundhöhle, sondern im ganzen Körper zu stärken. Mit einer gezielten Immunabwehr kann dem bakteriellen Befall verstärkt begegnet werden. Dies begünstigt die Einheilung von Implantaten und sorgt für ein besseres Knochen- und Weichgewebswachstum.
/// Mundhygieneprodukte
Hier sind Oral Prevent und TePe auf einem nachhaltigen Weg. Oral Prevent hat die „Smart Grip Interdentalbürsten“ mit einem Griff aus biobasiertem Material präsentiert. Dieses Material wird aus Zuckerrohr anstelle von Erdöl gewonnen. Damit setzt Oral Prevent auf nachwachsende Rohstoffe und verzichtet zum Großteil auf fossile Rohstoffe. Durch die Verwendung dieses nachwachsenden Rohstoffes kann eine Tonne des biobasierten Materials bis zu 3,09 Tonnen CO2 speichern und hilft somit schädliche Treibhausgas-Emissionen zu verringern. Zudem ist der Material zu 100 % recyclebar. Also, ab in die gelbe Tonne mit der Interdentalbürste nach der Nutzungszeit! Ausgesprochen sinnvoll, wie ich finde!
Der Besuch bei Philips und OralB hat sich ebenfalls gelohnt – wenn es auch wieder wegen des großen Andrangs von Interessierten zu enormen Wartezeiten kam, denn „Testputzer“ erhielten eine Zahnbürste. Philips präsentierte eine neue Zahnbürste, die mit weiterentwickelter interaktiver App, die unsere Patienten bei der Zahnpflege zu Hause unterstützen soll. Auch bei OralB geb es eine „Neue“ , ebenfalls mit einer App, die den Patienten zu Hause unterstützen soll – KI ist nicht nur in der Computerwelt ein Schlagwort, nein, es hat auch in die Zahnheilkunde Eingang gefunden – so hat der Patient quasi seine Prophylaxefachkraft immer in der Tasche…
Insgesamt war die IDS ein großes Event mit vielen Aktionen – so konnte man sich bei Minilu von professionellen Visagisten schminken lassen.
Die IDS 2019 war ein voller Erfolg und hatte eine Menge Neuigkeiten zu bieten. Meine Turnschuhe haben gute Dienste geleistet beim dentalen Marathon durch die Hallen – es hat viel Spaß gemacht, viele Kolleginnen zu treffen und viele Prophylaxegespräche zu führen. Als es dann am Samstag zu Ende ging, war ein wenig Wehmut dabei – aber die nächste IDS kommt, im März 2021 sind wir alle wieder dabei!
– AUTORIN
Sylvia Fresmann
– KONTAKT
Deutsche Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen e.V.
Fasanenweg 14
48249 Dülmen
E-Mail: fresmann@dgdh.de
Internet: www.dgdh.de