Schadensminderung beim Rauchen im Kontext der Zahnmedizin

Dr. Alexander Nussbaum

 

Die Raucher:innenprävalenz in Deutschland verharrt auf einem hohen Niveau von 32,4 Prozent (Stand Mai 2023)1. Und das, obwohl Zigarettenrauchen vielfältige gesundheitliche Risiken birgt. Dr. Alexander Nussbaum, Head of Scientific & Medical Affairs der Philip Morris GmbH, gibt im Interview einen Einblick in das Themenfeld der Schadensminderung beim Rauchen.

 

dental:spiegel Herr Dr. Nussbaum, Zigarettenrauchen zählt zu den größten Gesundheitsrisiken. Welche Rolle spielt das Rauchen heute eigentlich noch in Deutschland?
Dr. Alexander Nussbaum: Obwohl das Zigarettenrauchen gemäß der OECD das größte vermeidbare Risiko für die Gesundheit in Deutschland darstellt, liegt laut der vom Bundesgesundheitsministerium geförderten DEBRA-Studie der Universität Düsseldorf die Raucher:innen-Quote hierzulande bei 32,4% (Stand Mai 2023). Hinzu kommt, dass aktuell über 90% der Raucher:innen in Deutschland angeben, in den letzten zwölf Monaten keinen ernsthaften Rauchstopp-Versuch unternommen zu haben.[1] Das Zigarettenrauchen wird also ohne neue Konzepte nicht verschwinden.

Was sind die Folgen des Rauchens im Hinblick auf die Mundgesundheit?
Auf die Mundgesundheit hat das Zigarettenrauchen gravierende negative Auswirkungen. Diese reichen von Zahnverfärbungen, beeinträchtigten Erfolgsaussichten von Zahnimplantationen, Parodontitis, Karies und Veränderungen der Mundschleimhaut bis hin zu Krebs.[2] Das Risiko hängt maßgeblich vom Umfang des Zigarettenkonsums ab.

 

Was ist wissenschaftlich gesehen denn das Schädliche am Zigarettenrauchen?

Hauptursache der mit dem Zigarettenrauchen assoziierten Krankheiten sind die Schadstoffe, die zum Großteil erst durch die Verbrennung des Tabaks bei bis zu 900° Celsius entstehen. Nikotin ist nicht risikofrei und kann eine Abhängigkeit verursachen, ist aber nicht die primäre Ursache für die Schädlichkeit des Rauchens.[3] Das weiß mit 16% jedoch nur ein Bruchteil der Raucher:innen in Deutschland, wie wir untersucht haben.[4]

 

Lassen sich Raucher:innen überhaupt zu einem Rauchstopp zu bewegen?

Wir können aus eigenen Untersuchungen die Ergebnisse der DEBRA-Studie bestätigen, nach denen aktuell nur eine Minderheit der Raucher:innen in Deutschland sehr konkret für den Rauchstopp motiviert ist (siehe Abb. 1). Jede:r zweite Befragte (52%) ist demnach nicht motiviert.4

 Abbildung 1: „Barrieren des Rauchstopps 2022“ – Rauchstoppmotivation in Deutschland

 

Welche Möglichkeiten sehen Sie für Raucher:innen, die aktuell nicht für einen Rauchstopp motiviert sind?

Unbestritten gilt: Für alle Raucher:innen ist der vollständige Verzicht auf Tabak- und Nikotinprodukte stets die beste Option und bringt auch in höherem Alter noch gesundheitliche Vorteile. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die konstant hohe Raucher:innen-Quote in Deutschland zeigt, dass der alleinige Appell zum Rauchstopp die Lebenswirklichkeit und Barrieren der Raucher:innen nicht ausreichend berücksichtigt. Für diejenigen erwachsenen Raucher:innen, die ansonsten weiterrauchen würden, könnte der vollständige Umstieg auf verbrennungsfreie und dadurch schadstoffreduzierte Alternativen – wie zum Beispiel E-Zigaretten, Tabakerhitzer oder Nikotinbeutel – im Sinne einer Schadensminderung sinnvoll sein. Diese sind allerdings nicht risikofrei, da sie ebenfalls das abhängig machende Nikotin enthalten. Langzeitstudien können zudem natürlicherweise noch nicht vorliegen.

Wichtig ist auch: Maßnahmen der Schadensminderung (engl. Harm Reduction) beim Rauchen ersetzen nicht bestehende Präventionsmaßnahmen, sondern ergänzen sie pragmatisch.

 

Welches Potenzial haben diese schadstoffreduzierten Alternativen konkret?

Alternative Nikotinprodukte können die größten von uns gemessenen Rauchstoppbarrieren bedienen, nämlich den Genuss und die Gewohnheit, allerdings ohne Tabakverbrennung und dadurch signifikant schadstoffreduziert. Neben Studien, die sich mit gesundheitsrelevanten Aspekten wie Entzündungsparameter befassen, untersuchen andere Studien auch die sich auf Ästhetik und Wohlempfinden auswirkenden möglichen Zahnverfärbungen durch Zigaretten im Vergleich zu schadstoffreduzierten Alternativen. Sie belegen, dass alternative Nikotinprodukte im Vergleich zum Zigarettenrauch mit einer signifikant reduzierten Verfärbung einhergehen.[5],[6]

 

Welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Kontext?

Das fehlende Wissen über die Ursache der Schädlichkeit des Rauchens. Die unter Raucher:innen – und medizinischem Personal – weit verbreitete Fehlwahrnehmung des relativen Schadenspotenzials von verbrennungsfreien Alternativen, im Vergleich zum Zigarettenrauchen, untergräbt ihre Chance auf eine informierte Entscheidung in Richtung Rauchstopp oder Umstieg.[7] Die durch die stabile Raucher:innenquote manifestierte Konsequenz ist das Weiterrauchen, die schlechteste Option von allen. Differenzierte Aufklärung über das Rauchen, den Rauchstopp und ggfs. auch über wissenschaftlich fundierte Alternativen ohne Verbrennung könnte gerade Raucher:innen, die ansonsten weiterrauchen würden, zu einer informierten Entscheidung ermächtigen.

 

– KONTAKT
Philip Morris GmbH
Am Haag 14
82166 Gräfelfing
E-Mail: info@philip-morris.de
Internet: www.pmi.berlin


[1] DEBRA-Studie: https://www.debra-study.info (Stand Mai 2023): Prävalenz aktueller Tabak-Raucher:innen in Deutschland.

[2] DGZMK und Bundeszahnärztekammer (2022): Faltblatt Rauchen und Mundgesundheit. (https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/pati/FzR_Mundgesundheit_.pdf)

[3] Royal College of Physicians. Nicotine without smoke: Tobacco harm reduction. London:RCP, 2016.

[4] Barrieren des Rauchstopps 2022: https://pmi.berlin/was-wir-tun/barrieren-des-rauchstopps-2022/.

[5] Zhao et al., Effects of cigarette smoking on color stability of dental resin composites, American Journal of Dentistry, Vol. 30, No. 6, December, 2017; (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29251454/)

[6] Karanjkar RR, Preshaw PM, Ellis JS, Holliday R. Effect of tobacco and nicotine in causing staining of dental hard tissues and dental materials: A systematic review and meta-analysis. Clin Exp Dent Res. 2023 Feb;9(1):150-164. doi: 10.1002/cre2.683

[7] Yong HH, Gravely S, Borland R, Gartner C, Michael Cummings K, East K, Tagliaferri S, Elton-Marshall T, Hyland A, Bansal-Travers M, Fong GT. Do Smokers‘ Perceptions of the Harmfulness of Nicotine Replacement Therapy and Nicotine Vaping Products as Compared to Cigarettes Influence Their Use as an Aid for Smoking Cessation? Findings from the ITC Four Country Smoking and Vaping Surveys. Nicotine Tob Res. 2022 Aug 6;24(9):1413-1421. doi: 10.1093/ntr/ntac087. PMID: 35368082; PMCID: PMC9356684.