UPT oder PZR ? „Was ist denn nun was?“

 

Die Begriffe UPT(Unterstützende PA-Therapie), PZR (Professionelle Zahnreinigung) und Prophylaxesorgen immer wieder für sehr viele Diskussionen, nicht nur bei den Patienten, sondern auch häufig im Praxisteam. Die eine Kollegin spricht von der PZR oder Prophylaxe und die andere von der UPT. Ist mit UPT, Prophylaxe oder PZR nicht irgendwie das gleiche gemeint?

Heike Wilken, Sylvia Fresmann

 

Nein ganz und gar nicht, da gibt es erhebliche Unterschiede – das eine ist Prophylaxe, also Vorsorge … das andere ist eine notwendige weiterführende Therapie einer Erkrankung.

 

/// Prophylaxe ist mehr als nur PZR

Wenn man sich dem Begriff PZR vom offenkundigen Wortsinn her nähert, bedeutet Zahnreinigung, dass Zähne gesäubert, d.h. von Fremdauflagerungen befreit werden. „Professionell“ heißt dabei, dass diese Reinigung von speziell dafür ausgebildetem Personal

(Dentalhygieniker, ZMPs oder weiterqualifizierte Zahnmedizinische Fachangestellte) mit speziellem professionellem Instrumentarium durchgeführt wird.

/// Die Prophylaxesitzung incl. PZR

Da es sich um eine Vorsorgebehandlung, um eine Prophylaxe handelt, beginnen wir auch hier mit einer Anamneseund einer Befunderhebung. Schließlich wissen wir noch gar nicht, ob eventuell eine Erkrankung der Mundhöhle vorliegt.

 

Hierfür geeignet und schnell ist der erweiterte PSI, der zusätzlich auch noch an jeder Messstelle Plaque und Blutungsindices einschließt. So kann man im einem „Schnellbefund“ mit dem Programm ParoStatus automatisiert einer Systematik folgen, die weniger als 5 Minuten Zeit kostet, ohne Assistenz erhoben wird und doch eine umfassende Aussage zum Mundgesundheitszustand und zum individuellen Risiko möglich macht. Denn auch ein gesunder oder Gingivitis-Patient hat möglicherweise Risiken, die eine höhere Frequenz der Prophylaxebehandlungen notwendig machen – denn wir wollen ja nicht, dass es zur Parodontitis oder Karies kommt.

 

Danach schließt sich die professionelle Zahnreinigung an, also eine Intensivreinigung mit Spezialinstrumenten. Ziel ist es, krank machende und kosmetisch störende Beläge zu entfernen, die das Risiko für Karies und Parodontitis erhöhen. Mit Ultraschall, Luft-Pulver-Wasser-Spray und Handinstrumenten werden Beläge entfernt, und zwar auf den Zahnoberflächen und in den Zahnzwischenräumen – supragingival und gingival.  Es folgt eine Politur der Zähne, die das Anhaften neuer Bakterien erschwert und schließlich eine Fluoridierung mit einem Lack oder einem Gel, um die Zähne vor Karies zu schützen. Zudem gehören Tipps für die richtige Mundhygiene zu Hause dazu, die langfristig entscheidend ist für die Mundgesundheit. Zusammengefasst werden diese Informationen in einem Patientenausdruck, aus dem u.a. das individuelle Risiko und die empfohlene Recallfrequenz hervorgehen. Als Alternative steht eine Prophylaxe-App zur Verfügung, die die Informationen auf das Smartphone übertragen – so hat der Patient seine Prophylaxefachkraft „ständig in der Tasche“.

 

Gesund/Gingivitis

Prophylaxebehandlung, PZR

  • Untersuchung durch den ZA/ZÄ
  • Einführungsgespräch/Anamnese und Erwartungen des Patienten
  • Desinfizierende Spülung
  • Schleimhaut-Check
  • Lippen eincremen
  • PSI incl. BOP und API
  • Risikobestimmung
  • Erklären der Befunde und Indices – ggf. Intraoral-Kamera
  • Reinigen (supragingival – gingival)
  • (Handinstrumente/Ultraschall/LPW)
  • Zwischenraumreinigung mit ID-Bürstchen oder ggf. Zahnseide
  • Polieren
  • Zungenreinigung
  • MH-Check – Gewohnheiten
  • MH – Demo und Übung
  • Fluoridierung
  • Zusammenfassung der Beratung
  • – Ausdruck oder ProphylaxeApp
  • Terminvereinbarung anhand des Risikoprofils

 

/// Die UPT – Unterschiede zur Prophylaxesitzung

UPT bedeutet Unterstützende Parodontitis Therapie. Im Gegensatz zur PZR ist die UPT eine Therapiemaßnahme und keine Prophylaxe. Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückkehrt, wenn ihr Auslöser, der bakterielle Biofilm, nicht in Schach gehalten wird. Ein langfristiger Erfolg der systematischen Parodontitistherapie ist dabei nur möglich, wenn die Patienten kontinuierlich nachbetreut werden. Die dafür notwendige UPT umfasst dabei auch die Elemente der Prophylaxesitzung mit PZR, angefangen von der Diagnostik, Motivation und Instruktion über die Entfernung supragingivaler Beläge einschließlich Politur und Fluoridierung. Die UPT geht aber weit darüber hinaus, hier steht das regelmäßige Nachmessen der Zahnfleischtaschen und alle weiteren parodontalen Befunde/Indices im Vordergrund. Stellen, an denen sich wieder tiefe Taschen mit Blutung (BOP – Bleeding on Probing) entwickeln, müssen subgingival nachgereinigt werden. Parodontitis ist eine „Entzündungserkrankung“ und verläuft in Schüben. Die Verlaufskontrolle nimmt also in diesem Zusammenhang eine ganz zentrale Rolle ein. Digital erhobene Befunde werden mit einem Mausklick verglichen und gegenüber gestellt, die Entzündungsfläche wird vom Programm errechnet und visualisiert, so dass der Patient versteht, dass es sich tatsächlich um eine lebenslange Therapie handelt. Auch die Einstufung des Patienten in die neue Klassifikation für Parodontalerkrankungen ist mit einem Mausklick möglich – der Zeitgewinn und die präzise Unterstützung des Behandlers bei dieser komplexen Erkrankung sind enorm.

 

Für die Wirksamkeit der UPT liegen nicht nur die oft zitierten Langzeitdaten von Axelsson  vor, sondern beispielsweise auch aussagekräftige Daten von Eickholz  sowie Pretzl. In diesen Kohorten-Studien wurde nachgewiesen, dass die regelmäßige Teilnahme an der UPT das Risiko für Zahnverlust deutlich verringert. Die UPT hat zum Ziel, sowohl nicht befallenes gingivales und parodontales Gewebe gesund zu erhalten als auch Neu- oder Reinfektionen in behandelten Bereichen zu erkennen und bestehende Erkrankungen einzudämmen. Zum Erreichen dieses Ziels sind regelmäßige UPT-Sitzungen in risikoorientierten Abständen 2-4 mal pro Jahr notwendig.

 

Patient mit behandelter Parodontitis

Unterstützende parodontale Therapie

  • Untersuchung durch den ZA/ZÄ
  • Einführungsgespräch/Anamnese und Erwartungen des Patienten
  • Desinfizierende Spülung
  • Schleimhaut-Check
  • Lippen eincremen
  • Umfassender PA-Status mit 6 Messpunkten (1 – 2 x pro Jahr) mit Einstufung in die neue Klassifikation
  • Bei den übrigen Sitzungen nur BOP und API
  • Risikobestimmung
  • Erklären der Befunde und Indices – ggf. Intraoral-Kamera
  • Reinigen (lt. PA-Status auch subgingival)
  • (Handinstrumente/Ultraschall/LPW)
  • Zwischenraumreinigung mit ID-Bürstchen oder ggf. Zahnseide
  • Polieren
  • Zungenreinigung
  • MH-Check – Gewohnheiten
  • MH – Demo und Übung
  • Fluoridierung
  • Zusammenfassung der Beratung
  • –   Ausdruck oder ProphylaxeApp
  • Terminvereinbarung anhand des Risikoprofils

Die UPT stellt eine Maßnahme zur Sekundärprävention dar und wird definiert als „Behandlung oder Therapie“, die in individuell festgelegten Zeitabschnitten (Recall) durchgeführt wird, um den Patienten im Erhalt seiner parodontalen Gesundheit zu unterstützen. Also ist doch alles klar geregelt – wieso kommt es dann immer wieder zu Missverständnissen? Prophylaxe und unterstützende Parodontaltherapie Sitzungen auch parodontale Nachsorge genannt werden in den Zahnarztpraxen häufig sehr unterschiedlich durchgeführt und organisiert. Zum einen differieren die Behandlungen im Zeitaufwand und in den Kosten zum anderen unterscheiden sie sich häufig im Ablauf. Die Qualifikationen der BehandlerInnen differieren zudem manchmal auch sehr stark. Ein strukturiertes effektives Nachsorgekonzept ist als individueller und risikorientierter Prozess zu verstehen, der gut ausgebildete, qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen benötigt. Das Wissen um die Besonderheiten und das Verständnis für die Bedeutung des UPT Konzeptes sind auf Behandler Seite zwingende Voraussetzung, um die Gefahr von Zahnverlusten zu minimieren. In der Regel werden UPT Maßnahmen an DH oder ZMP´s delegiert.

 

/// Fazit

Das Ziel ist es, den Patienten eine bestmögliche und qualitätsorientierte Nachsorge anzubieten, um Risiken und entzündliche Prozesse frühzeitig zu erkennen, zu therapieren und so die Basis für den langfristigen Erhalt der Zähne zu gewährleisten. Um das Ziel zu erreichen, ist von Anfang an ein professionelles Dentalhygiene – Konzept in enger Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, DH und ZMP auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse konsequent umzusetzen.

 

– AUTORINNEN

DH Heike Wilken
DH Sylvia Fresmann

 

– KONTAKT

Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e.V.
Fasanenweg 14
48249 Dülmen

E-Mail: Fresmann@dgdh.de
Internet: www.dgdh.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

/// Die UPT – Unterschiede zur Prophylaxesitzung

UPT bedeutet Unterstützende Parodontitis Therapie. Im Gegensatz zur PZR ist die UPT eine Therapiemaßnahme und keine Prophylaxe. Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückkehrt, wenn ihr Auslöser, der bakterielle Biofilm, nicht in Schach gehalten wird. Ein langfristiger Erfolg der systematischen Parodontitistherapie ist dabei nur möglich, wenn die Patienten kontinuierlich nachbetreut werden. Die dafür notwendige UPT umfasst dabei auch die Elemente der Prophylaxesitzung mit PZR, angefangen von der Diagnostik, Motivation und Instruktion über die Entfernung supragingivaler Beläge einschließlich Politur und Fluoridierung. Die UPT geht aber weit darüber hinaus, hier steht das regelmäßige Nachmessen der Zahnfleischtaschen und alle weiteren parodontalen Befunde/Indices im Vordergrund. Stellen, an denen sich wieder tiefe Taschen mit Blutung (BOP – Bleeding on Probing) entwickeln, müssen subgingival nachgereinigt werden. Parodontitis ist eine „Entzündungserkrankung“ und verläuft in Schüben. Die Verlaufskontrolle nimmt also in diesem Zusammenhang eine ganz zentrale Rolle ein. Digital erhobene Befunde werden mit einem Mausklick verglichen und gegenüber gestellt, die Entzündungsfläche wird vom Programm errechnet und visualisiert, so dass der Patient versteht, dass es sich tatsächlich um eine lebenslange Therapie handelt. Auch die Einstufung des Patienten in die neue Klassifikation für Parodontalerkrankungen ist mit einem Mausklick möglich – der Zeitgewinn und die präzise Unterstützung des Behandlers bei dieser komplexen Erkrankung sind enorm.

 

Für die Wirksamkeit der UPT liegen nicht nur die oft zitierten Langzeitdaten von Axelsson  vor, sondern beispielsweise auch aussagekräftige Daten von Eickholz  sowie Pretzl. In diesen Kohorten-Studien wurde nachgewiesen, dass die regelmäßige Teilnahme an der UPT das Risiko für Zahnverlust deutlich verringert. Die UPT hat zum Ziel, sowohl nicht befallenes gingivales und parodontales Gewebe gesund zu erhalten als auch Neu- oder Reinfektionen in behandelten Bereichen zu erkennen und bestehende Erkrankungen einzudämmen. Zum Erreichen dieses Ziels sind regelmäßige UPT-Sitzungen in risikoorientierten Abständen 2-4 mal pro Jahr notwendig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die UPT stellt eine Maßnahme zur Sekundärprävention dar und wird definiert als „Behandlung oder Therapie“, die in individuell festgelegten Zeitabschnitten (Recall) durchgeführt wird, um den Patienten im Erhalt seiner parodontalen Gesundheit zu unterstützen. Also ist doch alles klar geregelt – wieso kommt es dann immer wieder zu Missverständnissen? Prophylaxe und unterstützende Parodontaltherapie Sitzungen auch parodontale Nachsorge genannt werden in den Zahnarztpraxen häufig sehr unterschiedlich durchgeführt und organisiert. Zum einen differieren die Behandlungen im Zeitaufwand und in den Kosten zum anderen unterscheiden sie sich häufig im Ablauf. Die Qualifikationen der BehandlerInnen differieren zudem manchmal auch sehr stark. Ein strukturiertes effektives Nachsorgekonzept ist als individueller und risikorientierter Prozess zu verstehen, der gut ausgebildete, qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen benötigt. Das Wissen um die Besonderheiten und das Verständnis für die Bedeutung des UPT Konzeptes sind auf Behandler Seite zwingende Voraussetzung, um die Gefahr von Zahnverlusten zu minimieren. In der Regel werden UPT Maßnahmen an DH oder ZMP´s delegiert.

 

 

Dentalhygiene-Konzept

 

 

 

 

 

 

 

Parodontitis

 

 

       
     
   
 

 

 

 

 

 

 

 

Einstufung in die Neue Klassifikation

 

 

 

 

 

 

3. Therapiephase PA-Chirurgie

 

 

Ca. 10 – 12 Wochen Reevaluation

PA-Therapie erfolgreich

 

 

                                                           ST > 6mm     

 

 

 

 

 

 

 

/// Fazit

Das Ziel ist es, den Patienten eine bestmögliche und qualitätsorientierte Nachsorge anzubieten, um Risiken und entzündliche Prozesse frühzeitig zu erkennen, zu therapieren und so die Basis für den langfristigen Erhalt der Zähne zu gewährleisten. Um das Ziel zu erreichen, ist von Anfang an ein professionelles Dentalhygiene – Konzept in enger Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, DH und ZMP auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse konsequent umzusetzen.

 

– AUTORINNEN

DH Heike Wilken

DH Sylvia Fresmann

 

– KONTAKT

[aus ds 10/2020, S. 41]