Die internationale Leitmesse übernahm in diesem Jahr dabei eine ganz besondere Verantwortung und wird ihre starke Impulskraft für die beteiligten Branchen nachhaltig unterstreichen. Und mit einem neuen, hybriden Messeformat erwies sich die IDS als der verlässliche Kompass für eine sichere Navigation hin zu einem erfolgreichen Business in der Nach-Corona-Zeit.
Dazu gehörte beispielsweise die Integration der IDSconnect, einer digitalen Messeplattform, die eine gleichbleibende, internationale Reichweite und Kundenansprache ermöglichte und die großen Stärken einer physischen Messe mit zukunftsweisenden digitalen Möglichkeiten verknüpft.
Bis zum Messestart haben rund 850 Unternehmen aus 57 Ländern ihre Teilnahme zur IDS 2021 bestätigt – vor dem Hintergrund der zurückliegenden Monate eine sehr beachtliche Zahl.
Angepasst an die pandemiebedingten Rahmenbedingungen belegte die IDS die Hallen 2, 3, 10 und 11. Alle Hallen waren durch einen einfachen Rundlauf besucheroptimiert miteinander verbunden. Die vier Eingangsbereiche der IDS 2021 – die Eingange Süd, Ost, West und der Eingang Messeboulevard – sorgten für eine Verteilung der Besucher auf die Messehallen – gemäß der aktuellen Schutzverordnung.
Zu den bestehenden Gastronomie- und Ruheflächen ist in Halle 4.1 ein Food Court-Area eingerichtet worden, der eine sichere Verpflegung von Besuchern und Ausstellern zusätzlich sicherstellte. Die Hallenaufplanung gewährleistet alle erforderlichen Maßnahmen und behördlichen Vorgaben zum Schutz von Ausstellern und Besucher, die die Koelnmesse in ihrem Sicherheits- und Hygienekonzept #B-SAFE4business berücksichtigte.
Zusätzlich zur Präsenzausstellung bot die IDS 2021 Ausstellern und Besuchern die die digitale Plattform IDSconnect. Der hybride Ansatz ermöglichte es Besuchern auf der ganzen Welt, die eben nicht anreisen kann, attraktive Messeprofile und Produkte zu entdecken und über innovative Kanäle mit ihren Ansprechpartnern in Kontakt zu treten. Denn ob auf der Messe oder im Alltagsgeschäft, der Erfolg eines Unternehmens beruht auf drei grundlegenden Bausteinen: Inspiration, Austausch und Business. Dort, wo diese Aspekte aktuell zu kurz kommen, eröffnete die IDSconnect jetzt zusätzliche Möglichkeiten. Umfassende Funktionen erlaubten es, mehr potentielle Kunden auf einfache Weise zu erreichen, Trends und Vorträge on demand zu erleben und wertvolle Kontakte zu knüpfen völlig unabhängig vom Aufenthaltsort.
Die digitale Plattform der IDS ist für Anwender und Nutzer besonders leicht und intuitiv in der Bedienung – unabhängig der digitalen Vorerfahrung und brachte so die weltgrößte Dentalschau als echtes Messeerlebnis direkt auf den Bildschirm nach Hause oder in das Büro.
/// Welches sind die wichtigsten Trends?
In der Endodontie geht der Trend in Richtung einer substanzschonenden Behandlung. Denn auch bei Folgebehandlungen möchte man genügend natürliche Zahnhartsubstanz für die postendodontische Versorgung zur Verfügung haben.
Die Digitalisierung der Behandlungsplanung, in Analogie zum bekannten Backward-planning in der Implantologie, führt zu neuen arbeitsteiligen Geschäftsmodellen: Der Hauszahnarzt lässt die digitale Planung vom Spezialisten vornehmen (inklusive der zu verwendenden Feilen und Obturatoren und inklusive einer endodontischen Bohrschablone für die Zugangskavität). Er führt die Behandlung aber selbst durch.
Bei der Diagnose „irreversible Pulpitis“ kann sich durch Analyse von Entzündungsmarkern herausstellen, dass der Zahn doch noch vital erhalten werden kann (z.B. Überkappung mit bioaktivem/bakterizidem Material). Dieser Weg dürfte mit breiterer Verfügbarkeit der analytischen Testverfahren häufiger beschritten werden.
In der Implantologie wird Backward-planning unter breiter Nutzung digitaler Verfahren zum Standard (z.B. Intraoralscanner, Röntgen, CT und weitere bildgebende Verfahren, CAD). Daneben bleibt die Frage: Braucht man immer die gesamte moderne Digitaltechnik? So werden zum Beispiel Abformmaterialien für eine gleichmäßigere Benetzung unterschiedlicher Materialen/Strukturen für optimierte konventionelle Abformungen entwickelt.
In der Kieferorthopädie ergänzen Kaukraftmessungen die klassische Okklusionsprüfung (mit Shimstockfolie oder digitalgestützt). Ein unmittelbares Biofeedback von Bruxerschienen hilft Patienten bei der Vermeidung von Schäden. Positionierungsschienen („IndirectBondingTrays“) für kieferorthopädische Brackets, deren Positionen digitalgestützt geplant wurden, lassen sich inzwischen aus geeigneten Kunststoffen herstellen. Differenziertere Workflows unter Beteiligung von Labor und Praxis auf der Basis von Digitaltechnik fördern ein noch arbeitsteiligeres Arbeiten.
/// Im Bereich der Zahntechnik sind dies aktuelle Trends
Digitale Workflows und besonders gemischt analog-digitale Workflows differenzieren sich aus.
Ein Beispiel: Der Zahntechniker designt auf der Basis eines Intraoralscans eine Krone, stellt sie aber nicht selbst her, sondern sendet die Daten in die Praxis, damit der Zahnarzt seine eigene Anlage auslasten kann.
Ein anderes Beispiel: Auf der Basis einer intraoralen Abformung wird mit einem gedruckten Modell und einer gedruckten Restauration weitergearbeitet. Am Ende erfolgt die Herstellung der Restauration im klassischen Gussverfahren („Scan-to-cast“-Verfahren).
Die Stärken des 3D-Drucks lagen bisher vor allem bei der Herstellung von Modellen oder Aufbissschienen. Heute fertigt man auf der Basis eines Intraoralscans auch Verblendungen oder Gingivamasken im additiven Verfahren. Darüber hinaus druckt man Prothesenbasen und Zähne und verklebt anschließend beide zu einer vollständigen Ganzkiefer- bzw. Totalprothese. Daneben lassen sich auch Mock-ups aus Try-in-Kunststoffen drucken und letztlich ebenso festsitzende Restaurationen, Langzeitprovisorien wie definitiver Zahnersatz.
Beim definitiven Zahnersatz dürften allerdings die klassischen Werkstoffe nach wie vor bevorzugt werden – nur teilweise mit anderen Herstellungsverfahren: Legierungen lassen sich klassisch gießen, aber auch fräsen oder drucken. Bei den Keramiken werden Werkstoffe mit hoher Festigkeit auf „transluzenter und damit ästhetischer“ getrimmt und umgekehrt transluzente Materialien durch bestimmte Zusätze in Richtung „fester und damit breiter indiziert“ weiterentwickelt. Damit steht zur IDS für eine gegebene Indikation eine Vielzahl von zirkonoxid-, lithiumdisilikat-, lithiumsilikatbasierten und weiteren Keramiken zur Verfügung.
/// Diese Perspektiven sind erkennbar
Im 3D-Druck hergestellter Zahnersatz gilt heute als möglich, aber Legierungen und Keramik (noch) unterlegen. Festigkeit und Farbeigenschaften dürften sich in Zukunft durch Mischen mehrerer druckfähiger Kunststoffkomponenten, gegebenenfalls während des Druckvorgangs verbessern lassen.
Damit könnte das Potential gedruckter Kunststoffe näher an die klassischen Werkstoffe heranrücken. Umgekehrt ist für diese, also Legierungen und Keramiken, die additive Fertigung häufiger eine Option.
Grundsätzlich möglich werden mit dem 3D-Druck auch patientenindividuelle Instrumente für den Zahnarzt denkbar.
Ein echtes Zukunftsthema stellt die Künstliche Intelligenz dar. Denn schon heute schlägt sie fast jeden Zahnarzt bei der Auswertung von Röntgenaufnahmen, kann zum Beispiel Karies im Frühstadium besser erfassen oder ist zumindest deutlich schneller.
Lassen Sie uns einzelne Trends gemeinsam entdecken:
- Neue Prophylaxe-Formeln, neue Füllungsmaterialien
Trotz aller digitalen Technologien gibt es allerdings Bereiche mit klassischen und dabei sehr erfolgreichen Arbeitsweisen. Dazu zählt die zahnärztliche Füllungstherapie.
Werkstoffinnovationen machen sie noch sicherer und komfortabler. So lassen sich mit gemischten Nanokomposit-Harzen, die zum Beispiel Zirkonoxid neben Siliziumdioxid oder gegebenenfalls Hydroxyapatit enthalten, sowohl kleinste Hohlräume füllen als auch der Wiederaufbau von Zahnschmelz unterstützen.
Neuartige Werkstoffe vereinen die Einfachheit eines Glasionomers mit der Haltbarkeit klassischer Komposite – und das bei guter Ästhetik. So kann eine Kavität ohne Adhäsiv und retentive Präparation in nur einer Schicht versorgt werden. Andere Komposite versprechen, dank ihrer Thixotropie Kavitäten aller Klassen, mit spürbarer Zeitersparnis füllen zu können. Wieder andere Werkstoffe schaffen den Switch durch Temperaturmodulation: Extraorale Erwärmung macht es zunächst fließfähig, ermöglicht ein optimales Anfließen und eine luftblasenfreie Applikation, auch in schwer sichtbaren Bereichen, und später wird eine modellierbare Konsistenz erreicht. Mit einem speziellen System lassen sich darüber hinaus Befestigung und Stumpfaufbau zu einem einzigen Schritt zusammenführen, denn man braucht dafür – statt zwei – nur noch ein einziges Komposit. Und für eine Top-Ästhetik versprechen innovative Varianten, Farben nicht durch zugesetzte Pigmente, sondern durch gezielt erzeugte strukturelle „Farben aus Licht“ zu erzeugen.
Zur Aushärtung stehen „mitdenkende“ und kommunikative Polymerisationslampen zur Verfügung. Zum Beispiel erkennt ein automatischer Belichtungsassistent, wenn die Lampe im Patientenmund bewegt wird. Durch Vibration weist sie auf solche Fehler hin und verlängert automatisch die Belichtungszeit. Verändert sich die Position zu stark, schaltet sich das Gerät sogar selbstständig ab und der Vorgang lässt sich anschließend korrekt wiederholen.
Außerdem erleichtern verschiedene neue Matrizen die Füllungstherapie. Dazu zählt unter anderem ein selbstspannendes Modell mit einem zusätzlichen, einstellbaren Band für vierflächige Füllungen. Das minimiert Papillenblutungen und der Watterollenhalter ist schon integriert. Eine andere neue Matrize zielt speziell auf Frontzähne und ermöglicht hier die Restauration der interproximalen Ränder und des zervikalen Bereichs in nur einem Schritt – auch bei Verwendung von Kofferdam- oder Gingiva-Retraktionsfäden.
Im Hygiene-Bereich steigt die Sicherheit. Dafür sorgt unter anderem der erste Untersuchungshandschuh in Deutschland mit antimikrobiellen Eigenschaften. Die Wirkung richtet sich gegen grampositive Bakterien inklusive MRSA und VRE – unter anderem ein Baustein zur Bekämpfung der Verbreitung nosokomialer Infektionen (NI).
• Intraoralscanner weiterhin im Aufwind
Werden prothetische Behandlungen nötig, so stehen dem Zahnarzt heute umfangreiche digitale Tools zur Diagnoseunterstützung und Behandlungsplanung zur Verfügung. Dabei steigt insbesondere die Bedeutung von Intraoralscannern weiter an, jetzt mit bisher nicht gekannter Genauigkeit. Die dentalen Oberflächen werden unmittelbar in der benötigten Auflösung erfasst. Dabei brauchen die Scanner sehr wenig Zeit, bieten eine hohe Schärfe auch in der Tiefe und sorgen somit für eine deutlich erhöhte Detailgenauigkeit des 3D-Modells.
Der Intraoralscan liefert eine entscheidende Voraussetzung für nachgeschaltete Schritte des digitalen Workflows. Ein bildgebendes Verfahren, das in Zukunft häufiger zusätzlich herangezogen werden dürfte, stellt die Kegelstrahl-Computertomographie dar.
• Traditionell digital vorn – innovative Implantatdesigns
Alle Daten aus bildgebenden Verfahren bilden den Input für Softwares zur Behandlungsplanung, wobei die Implantologie seit Jahren als Paradebeispiel gilt. Die Dokumentation von Implantationen und Sterilisationsprozessen wird nun noch einfacher – dank spezialisierter Software. Behandlungen können einfach per PC oder Mobile Device geplant und an das jeweilige Gerät übertragen werden. Automatisierte Dokumentationsprozesse bringen mehr Sicherheit in die Praxis. Die unterstützen beim Gerätemanagement und geben Auskunft über Services. So lassen sich Ressourcen vorausschauend und effizient einsetzen.
• Das Labor: Manager des dentalen Workflows
Die eigentlichen Fertigungsschritte für prothetische Versorgungen erfolgen hauptsächlich im Labor. Das betrifft die klassische Zahntechnik ebenso wie CAD/CAM und 3D-Druck. Die Chancen für das Labor liegen daher in einem flexiblen Management unterschiedlicher Workflows. Eine moderne Bearbeitungsstation integriert dazu jetzt auch ein vollautomatisches (praktisch autonomes) Lagerverwaltungssystem sowie eine Reinigungseinheit für den Nass- und Trockenbetrieb. Der Aufwand und die Komplexität in der Material- und Werkzeugverwaltung werden dramatisch reduziert, was mit massivem Zeitgewinn einhergeht.
Daneben gibt es zahlreiche Verbesserungen im Detail, insbesondere für das Erzielen der „Wunsch-Ästhetik“. Polychromatische Hybridkeramik-Blöcke mit einer 6 Millimeter dickeren basalen Schicht im Halsbereich bieten beispielsweise noch mehr individuelle Spielräume beim Positionieren der Krone im virtuellen CAD/CAM-Rohling. Farbsättigung und Transluzenz können innerhalb der verfügbaren 18 Millimeter Gesamthöhe noch patientengerechter am PC reproduziert werden – ein Vorteil vor allem für lange Frontzahn- und Abutmentkronen.
Dank Cloud-basierter Software lassen sich Aligner-Schienen komplett im digitalen Workflow herstellen. Die Verknüpfung von Röntgendaten, 3D-Modell und Patientenbild ermöglicht vorhersagbare klinische Ergebnisse. Die Plattform verarbeitet als offenes System STL-Dateien aller gängigen Intraoralscanner und bietet dem behandelnden Zahnarzt für die Erstellung der Verschreibung neben der externen Herstellung auch die Option zur Fertigung direkt in der Praxis.
• Mehr Komfort durch neue Behandlungseinheiten
Letztlich zielen alle Innovationen auf die Bedürfnisse des Patienten. Er wünscht sich eine schmerzfreie, sichere und schnelle Therapie – und komfortabel soll sie auch sein. Dazu trägt jetzt ein neues Konzept im Bereich der Behandlungseinheiten bei – konkret: die pneumatische Parallelverschiebung des Zahnarztgerätes. Ein Luftdruckzylinder schiebt lautlos das auf einer Gleitbahn fixierte Zahnarztgerät in jede gewünschte Position, manuell oder programmierbar. Sobald der Stuhl in Ausstiegsposition fährt, bewegt sich das Zahnarzt-Gerät automatisch nach hinten. Zwei Gelenke sorgen für ideale Ausrichtung zum Behandler, und die Armauflagen machen die Bewegungen des Patienten mit.