Die thermoviskosen Composites VisCalor bulk und VisCalor sorgen für ausgezeichnete Ergebnisse in der zahnmedizinischen Routine

Július Ročkár, DDS, Slowakei

 

Bulk-Fill Composites mit thermoviskosen Eigenschaften (VisCalor bulk, VOCO) sind eine neue Entwicklung in der modernen restaurativen Zahnmedizin. Sie erfüllen die Anforderungen an bezahlbare Materialien, mit denen sich Restaurationen anfertigen lassen, ohne dass die zeitaufwändige Inkrementtechnik mit mehreren einzelnen Schichten zum Einsatz kommen muss.
Július Ročkár, DDS

Ein gutes Ergebnis in dem stark belasteten posterioren Kaubereich wird durch den nachfolgenden klinischen Fall dokumentiert. Auch die Ästhetik konnte durch die Verwendung des neuen, thermoviskosen Composite-Materials mithilfe der inkrementellen Schichttechnik verbessert werden: VisCalor bulk.

/// Fallbeschreibung
• Anamnese
Eine 22 Jahre alte Patientin stellte sich mit Beschwerden im Bereich des linken Oberkiefers in unserer zahnärztlichen Praxis vor. Sie berichtete von einer Kälteüberempfindlichkeit „im Bereich der hinteren Zähne“. Es bestanden ein Druckschmerz im Bereich der Muskeln bei Aufbiss sowie Probleme bei der Reinigung der Zahnzwischenräume einiger Seitenzähne mit anschließendem Bluten. Die Patientin wünschte sich eine Beseitigung der bestehenden Probleme. Die allgemeine Anamnese war im Hinblick auf systemische Erkrankungen unauffällig.

• Befunde und Diagnose
Bei der intraoralen Untersuchung mit einer Kariessonde, unterstützt durch Vergrößerung mithilfe eines Dental-Operationsmikroskops (DOM), konnte klinisch an Zahn 26 distopalatinal (dp) eine Primärkaries festgestellt werden.
Die Röntgenuntersuchung ergab zudem unter der Amalgamfüllung an Zahn 26 eine unterminierende Sekundärkaries in mesial-okklusaler (mo) Ausdehnung. Trotz der unangenehmen Kälteüberempfindlichkeit zeigte Zahn 26 beim Vitalitätstest der Pulpa unter Zuhilfenahme von Kältespray eine Sensibilitätsreaktion ohne Anzeichen einer Hyperämie und beim Perkussionstest keine auffällige Reaktion.

Es wurde die Diagnose einer tiefen Dentinkaries (ICD10 > K02.1) an Zahn 26 der Klasse II nach Black bei erhaltener Vitalität der Zahnpulpa gestellt.

/// Therapie
Nach Aufklärung und Einwilligung der Patientin wurde ein Lokalanästhetikum mit 4 % Articain und Adrenalinzusatz 1/100 000 als Vasokonstriktor (Ubistesin forte 4 %, 1,7 ml, Fa. 3M ESPE) über Zahn 26 injiziert. Es erfolgte die Farbbestimmung am feuchten Zahn vorgenommen, bevor das Arbeitsfeld mit einem Kofferdam isoliert wurde, um das Trockenhalten der Kavität sicherzustellen. Dies entspricht den Prinzipien der Behandlung mit adhäsiven Materialien. Nach vorsichtiger Entfernung der alten Amalgamfüllung und Exkavation der Karies mit runden Hartmetall-Carbidbohrern wurden die Präparationsgrenzen mit einem feinen Diamantbohrer geglättet. Es wurde ein Keilchen aus Holz zwischen den Zähnen 25 und 26 eingebracht, um den nötigen Raum für eine Matrize durch Separation zu schaffen, wodurch die Kavität mesial abgegrenzt werden konnte. Das Keilchen verdrängte zudem das Gingivalgewebe, um etwaigen Blutungen vorzubeugen. Danach wurde ein Spannring (V3 Sectional Matrix System, Triodent) platziert, um die Matrize sicher in ihrer Position zu halten und zu fixieren, damit die anatomischen Merkmale bestmöglich ausgeschöpft werden konnten. Obgleich ein Self-Etch-Bond verwendt werden sollte, wurde der Zahnschmelz circa 20 s und das Dentin maximal 15 s mit einem 35%igen Phosphorsäuregel (Vococid, VOCO) angeätzt, um die Oberfläche vor dem Bonding zu vergrößern. Nach Absaugen des Gels wurde gründlich 15-20 s mit Luft-Wasser-Sprühstrahl gespült, um die Säure- und Ausfällungsrückstände zu entfernen. Die angeätzten Flächen wurden mit ölfreiem Luftstrom schonend von der Restfeuchtigkeit befreit. Um eine etwaige Kontamination durch Speichel zu verhindern, wurde die Patientin gebeten, den Mund nicht zu schließen.

Danach wurde ein lichthärtendes, mit Nanopartikeln verstärktes Self-Etch-Bond (Futurabond M, VOCO) appliziert, um eine langfristig randdichte Bondingschicht zwischen der Zahnhartsubstanz und dem späteren lichthärtenden Füllungsmaterial erzielen zu können. Futurabond M ist dabei als äußerst sicher zu bewerten, da es ein gewisses Maß an Restfeuchtigkeit toleriert: Mit einem Einweg-Applikationspinsel (Single Tim, VOCO) wurde das Bonding für circa 20 Sekunden in die angeätzte Zahnhartsubstanz einmassiert. Dabei können auch superfeine Microbrushes (Fa. Sky Dental Supply) verwendet werden, um sicherzustellen, dass die Bondschicht auch sehr enge Kavitätenbereiche benetzt. Nach sorgfältigem Einmassieren des Bonds in die Zahnoberfläche wurde das Lösungsmittel vorsichtig mit trockener, ölfreier Druckluft für mindestens 5 s aus dem Bond entfernt, bis ein glänzender, immobiler Haftfilm sichtbar war. Abschließend wurde das Bond 10 s lang mit einer Polymerisationslampe lichtgehärtet.

– 1. Composite-Schicht:
Um Randundichtigkeiten zu verhindern, wurde zunächst ein besonders fließfähiges Material (GrandioSO Heavy Flow, VOCO) angewendet, um den Bereich zwischen Matrize und Zahn äußerst präzise befüllen zu können. Die dünne Applikationskanüle des GrandioSO Heavy Flow erleichtert es dabei insbesondere, die engen Bereiche unter direkter Sicht bei Applikation des Composite-Materials zu erreichen. Um die Anzahl der Arbeitsschritte zu reduzieren und den Ablauf zu beschleunigen, könnte jedoch auch das thermoviskose Composite VisCalor bulk (VOCO) aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften direkt appliziert werden.

– 2. Composite-Schicht:
Mithilfe von Keilchen, Matrize und Spannring konnte die mesiale Wand von Zahn 26 in nur einem Arbeitsschritt aufgebaut werden, um die Kavität der Klasse II in Klasse I zu überführen (VisCalor, VOCO). Dadurch konnte ein ausreichender Kontakt zwischen den Zähnen 26 und 25 hergestellt werden, um einer Impaktion von Speiseresten bei der Okklusion vorzubeugen und eine einfache Reinigung der Zahnzwischenräume zu ermöglichen. Das beste Kontaktpunkt-Design lässt sich erreichen, wenn der interdentale Slope mit einem dünnen Instrument geformt und das Füllungsmaterial mit einem dickeren Instrument an die Matrize gedrückt wird.

– 3. Composite-Schicht:
Für die größeren zu füllenden Bereiche kann VisCalor bulk (VOCO) mit Inkrementen von bis zu 4 mm Schichtdicke verwendet werden.

– Abschließende Composite-Schichten zur Wiederherstellung der Ästhetik:
Mithilfe von VisCalor (VOCO) können sowohl die funktionelle Anatomie für das Kauen als auch die natürliche Ästhetik sowie ein strahlendes Lächeln des Patienten wiederhergestellt werden. Die letzte Schicht wurde unter Glyzeringel polymerisiert und anschließend mit Carbidfinierern (Hager & Meisinger GmbH, Neuss, Deutschland), Arkansas-Steinen (Brasseler Inc., USA) und Occlubrush (Kerr Dental, Rastatt, Deutschland) finiert und poliert.

/// Ergebnisse
Die Restauration an Zahn 26 war sowohl hinsichtlich Funktion als auch Ästhetik als ein äußerst zufriedenstellendes Ergebnis zu bewerten. Die Patientin freute sich auch über die Verbesserung bei der Hygiene, die durch adäquate Gestaltung des Interdentalraums ermöglicht werden konnte.

/// Diskussion
Nach der durchgeführten Diagnostik wurde die Patientin aufgeklärt und beraten. Der Zahn 26 sollte direkt restauriert und mit einem thermoviskosen Füllungsmaterial versorgt werden. Im Rahmen der modernen Zahnmedizin sind bei direkten Restaurationen Composite-Materialien in Verbindung mit der Adhäsivtechnik die Methode der Wahl, da sie im Hinblick auf die mechanischen, biologischen und ästhetischen Eigenschaften Amalgamen und Glasionomerzementen überlegen sind. Der größte Vorteil der Composites besteht in der einfachen Handhabung der einzelnen Inkremente, da sich das Füllungsmaterial Schritt für Schritt an jede beliebige und minimalinvasive Präparation anpassen lässt. Durch die Prüfung der Okklusions- und Artikulationsverhältnisse vor der Therapie lassen sich erhebliche Anpassungen nach der Therapie, die sehr enttäuschend sein können, vermeiden. Bei der Verwendung des neuen, innovativen thermoviskosen Materials VisCalor bulk und VisCalor steht während der Applikation eine fließfähige und unmittelbar danach eine modellierbare Konsistenz zur Verfügung. Thermoviskose Materialien vereinen diese zwei Eigenschaften in einem Material.
1: Die einfache und genaue Applikation des Materials in einer tiefen oder engen Kavität ist problemlos möglich, solange das Material fließfähig ist. Die Fließfähigkeit wird durch Erwärmen erreicht und auch für kurze Zeit aufrechterhalten, solange die Kapsel im VisCalor Dispenser verbleibt.
2: Die Adaptation der einzelnen Schichten an die individuelle Anatomie des Zahns und die Modellation der Restauration ist problemlos möglich, wenn die Konsistenz des Materials während des Abkühlens viskoser wird. Die Applikation in Inkrementstärken von 4 mm ist ein zeitsparender Vorteil bei der Behandlung tiefer Kavitäten mit VisCalor bulk. Sobald mit VisCalor bulk ein Kern aufgebaut wurde, kann zu VisCalor gewechselt werden, um ein ästhetisches Resultat zu erreichen, da das VisCalor in einer Vielzahl von Farbtönen erhältlich ist. Die Applikation von VisCalor erfolgt mit Inkrementstärken von 2 mm. Die Lichthärtung der letzten Schicht unter transluzentem Glyzeringel sorgt dafür, dass auch die Sauerstoffinhibitionsschicht des Composites polymerisiert und dadurch die Politur erleichtert wird.
VisCalor ist daher nicht zur Applikation in Bulk-Inkrementen, sondern eher für die ästhetische Restauration besonders geeignet. Die Politur von VisCalor erscheint einfacher, da eine hochglänzende Oberfläche subjektiv schneller erreicht werden konnte.
Zum Entfernen von überschüssigem Material und für die abschließende Politur wurden Carbidfinierer und nichtdiamantierte Arkansas-Steine angewandt, da sie die Oberfläche von Composite-Restaurationen gleichzeitig glätten, ohne die Füllung zu beschädigen. Polierpaste würde sich hingegen in kleinen Rauigkeiten verfangen und Polierinstrumente wären gegenüber der Oberfläche zu aggressiv. Der letzte Schritt der Politur besteht in der Anwendung von mit Polierpaste benetzten rotierenden Occlubrushes, oder alternativ Ziegenhaar-Polierbürsten, um eine glänzende Oberfläche zu erzielen, die auch der Plaqueansammlung vorbeugen soll.

/// Schlussfolgerungen
Neue thermoviskose Composites wie VisCalor bulk und VisCalor, die während der Applikation fließfähig und während der anatomischen Modellierung der Füllung stopfbar sind, bieten Zeitersparnis, Komfort und Zuverlässigkeit beim Aufbau von direkten Restaurationen ohne Blasen- und Spaltbildung. Wenn alle Anforderungen an die adhäsive Zahnmedizin eingehalten werden, bieten Restaurationen mit VisCalor bulk und VisCalor dem Kliniker ausgezeichnete ästhetische und langfristig beständige Ergebnisse.

/// AUTOR
Július Ročkár, DDS, Slowakei
E-Mail: julo.rockar@gmail.com

/// KONTAKT
VOCO GmbH
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