IDS 2023: Die erwarteten Neuheiten zur Internationalen Dental-Schau (IDS)

100 Jahre IDS: Dentale Weltleitmesse feiert 2023 ein Jubiläum

 

 

Die IDS 2023 feiert nicht nur ihre 40. Auflage, seit nunmehr 100 Jahren gestaltet die Internationale Dental-Schau (IDS) als Leitmesse weltweit die dentale Zukunft der Branche.

Redaktion

 

Und die Erfolgsgeschichte wird weitergeschrieben: zur weltgrößten Messe für die Dentalindustrie, Zahnmedizin und Zahntechnik vom 14. bis 18. März 2023 haben sich bis zum Messestart rund 1.700 Aussteller aus 60 Ländern angemeldet, darunter 15 Gruppenbeteiligungen aus 13 Ländern. Damit ist auf der IDS die gesamte Dentalbranche inklusive aller internationalen Marktführer in einer einzigartigen Angebotsbreite und -tiefe vertreten: angefangen beim zahnärztlichen Bereich, über den zahntechnischen Bereich sowie Infektionsschutz und Wartung, bis hin zu Dienstleistungen, Informations-, Kommunikations- und Organisationsmitteln.

 

Keine andere dentale Fachmesse präsentiert eine solche Vielfalt an Produkte und Dienstleistungen. Und die Online-Plattform IDSconnect sorgt dafür, dass sich alle Branchenteilnehmer physisch, aber auch digital vernetzen können und somit zu allen aktuellen Themen auf dem Laufenden bleiben.

 

/// Digitale Fertigungsoptionen
Praxen und Labore arbeiten intensiv in digitalen Workflows. Sie haben die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit deutlich erweitert. Entfernungen spielen in der digitalen Welt eine immer geringere Rolle:

Die Praxis kann sich, je nach dem speziellen Fall, das geeignete Labor in einem großen Umkreis aussuchen. Umgekehrt liefert das Labor prothetische Arbeiten auch an Praxen in einem großen Umkreis – ein globaler Markt ist entstanden!

  • Digitale Scan-Daten eröffnen vielfältige Fertigungsoptionen in einem weitgehend oder vollständig digitalisierten Workflow;
  • Einzelzahnrestaurationen und dreigliedrige Brücken lassen sich wahlweise chairside oder labside fertigen.

 

Größere und ästhetisch besonders anspruchsvolle Restaurationen wird man im zahntechnischen Labor fertigen. Alternativ zur Eigenfertigung stehen in weiten Bereichen verschiedene Bestell-Services zur Verfügung. Ein Labor kann zum Beispiel die in der Praxis digital erfassten Aufnahmen und seine Modellunterlagen direkt an die Dental-Industrie oder an einen Zentralfertiger schicken und erhält von dort beispielsweise Keramikgerüste zur weiteren individuellen Bearbeitung zurück. Auch bieten Labore mit einer eigenen Maschine zum Teil freie Kapazitäten zur Auftragsfertigung für andere Dentallabore an.

Immer mehr Anwender digitalisieren konsequent ihre Arbeitsweise durch. Die Abformung mit dem Intraoralscanner und der erweiterte Indikationsbereich gewinnt an Dynamik.

/// Intraoralscanner mit Indikationserweiterung
Der Indikationsbereich von Intraoralscannern dehnt sich jetzt aus. Ganzkieferscans oder Scans einzelner Kieferkämme, Schleimhautscans und das Matchen mehrerer separater Scans – das alles rückt in den Bereich des Machbaren.

Die Grenzen verlaufen bei sehr stark subgingivalen Versorgungen und beim direkten Übersetzen eines Intraoralscans in funktionelle Bewegungen, wie man sie etwa für die „digitalen Totalprothese“ benötigt.

 

Der Trend geht zum Zweitscanner: zwei Geräte mit unterschiedlichen Stärken für die optimale Ausschöpfung des gesamten Anwendungsspektrums.

  • Intraoralbilder dienen immer stärker auch der Kommunikation mit dem Patienten;
  • Intraoralscanner in Kombination mit Künstlicher Intelligenz helfen neuerdings auch bei der Eingangsuntersuchung, so etwa bei der Karieserkennung.

 

Parallel dazu bleiben Elastomere unverzichtbar und werden konsequent weiterentwickelt – in diese Richtung:

  • höhere Reißfestigkeit;
  • bessere Dimensionstreue;
  • höhere Hydrophilie.

 

Diese drei, zum Teil gegenläufigen Ziele lassen sich mit aktuellen Technologien besser als vor Jahren miteinander in Einklang bringen.

/// Das im individuellen Fall richtige Füllungsmaterial
Die Werkstoffoptionen in der Füllungstherapie haben sich über die letzten Jahre erweitert – hier der Stand der Technik:

Glasionomerzement gilt klassisch als top-bioverträglich, aber eingeschränkt haltbar. Aktuelle Weiterentwicklungen in Richtung Glashybrid-Technologie und die Kombination mit schützenden Kompositlacken verlängern die Haltbarkeit der betreffenden Füllungen.

Kompomer ist heute ebenso bewährt wie bemerkenswert, weil es über viele Jahre von einem „jungen Wilden“ selbst zum Klassiker geworden ist.

Besonders breit gefächert stellt sich das Feld der Komposite dar: Klassiker für die Inkrementtechnik werden durch Bulkfill-Materialien für die „Füllung in einem Rutsch“ ergänzt.

Fein ausdifferenzierte große Farbsortimente für die nuancierte „Fast-wie-Keramik“-Farbgebung stehen Fünf-Farb-Varianten mit Chamäleoneffekt für die schneller gelegte und ästhetisch ansprechende Füllung gegenüber.

Besonders schnell ist eine Füllung mit jungen Füllungsmaterialien gelegt: zum Beispiel ganz ohne Lichthärtung bei bestimmten Primer/Füllungsmaterial-Kombinationen oder ganz ohne Adhäsiv bei Komposithybrid.

 
/// Trends in Spezialdisziplinen

  • Endodontie

In der Endodontie zeichnet sich ein Trend zu minimalinvasiven Verfahren und sogar zu regenerativen Maßnahmen ab

Endodontische Feilen werden flexibler und bruchresistenter. Inzwischen sind sie es in einem so hohen Maße, dass sich auch die Konzepte und Verfahren ändern. Die Zahnhartsubstanz kann häufiger geschont werden. Die Kunst besteht in der Balance: Im koronalen Bereich wird weniger wegpräpariert und doch im apikalen Bereich hinreichend Raum für eine effektive Spülung geschaffen. Zwar wird die Sicht auf die Kanaleingänge bei diesem Vorgehen, im Vergleich zu einer invasiveren Präparation, eingeschränkt. Der Behandler kann jedoch durch lichtstarke Dentalmikroskope das Maximum herausholen. Er gewinnt durch die schonende Vorgehensweise die Sicherheit, dass selbst bei einer etwaigen Revision genügend Substanz für eine sichere postendodontische Versorgung zur Verfügung steht. Die IDS zeigt, welche Feilen, Mikroskope und – für einen ersten Einblick – Lupenbrillen sich für die aktuellen Verfahren am besten eignen.

Ein weniger invasives Vorgehen kann heute auch bei entzündeter Pulpa die Therapie der Wahl sein: seltener Pulpektomie, häufiger eine Pulpotomie. Man kennt sie von der Behandlung von Milchzähnen, um diese in ihrer Platzhalterfunktion zu bewahren. Doch auch nach abgeschlossenem Wurzelwachstum verspricht die Pulpotomie Erfolg. In diesem Falle muss die bei der Vitalamputation hinterlassene Wunde mit einem geeigneten Material versorgt werden. Dabei löst zunehmend hydraulischer Kalziumsilikatzement bzw. MTA (Mineral Trioxid Aggregat) das klassische Kalziumhydroxid ab. Auch biokeramische Sealer auf MTA-Basis werden beliebter. Denn neuere Produkte schicken sich an, noch bestehende Vorbehalte endgültig auszuräumen, insbesondere was – im Falle eines Falles – die Revisionsfähigkeit angeht.

Über die Substanzschonung des Hartgewebes und die Vitalerhaltung hinaus überschreitet die Endodontie zurzeit sogar die Grenzen und schreitet zur Revitalisierung und sogar zur Regeneration voran. Diese erfolgt mit Hilfe von Tissue engineering: Man lässt das Gewebe neu entstehen. Dazu wird Pulpagewebe aus ortsständigen Stammzellen auf ein invidualisiertes Trägermaterial aufgebracht. Über die Aktivierung endogener Wachstumsfaktoren bildet sich dann ein autologes Transplantat.

Bei mehrwurzeligen Zähnen kann sogar eine Kombination von konventioneller Wurzelkanalbehandlung (stark ausgeprägte Entzündung der Pulpa bis weit in die Wurzelkanäle hinein) und vitalerhaltender Pulpabehandlung (gut eingrenzbare Entzündung von Teilen der Pulpa) die Therapie der Wahl darstellen. Es kann je nach der klinischen Situation sein, dass Behandler die unterschiedlichen Kanäle ein und desselben Zahnes auch ganz individuell behandelt. Die Endodontie bietet schon heute fein ausdifferenzierte Optionen.

Ebenso vervielfachen sich die Möglichkeiten der Aufgabenteilung zwischen dem Hauszahnarzt und dem Spezialisten. Schon jetzt kann sie folgendermaßen aussehen: Digitale Tools für ein endodontisches Backward-planning stehen in großer Bandbreite zur Verfügung – vom 3D-Röntgenbild bis zur Bohrschablone. Sie hilft dem Behandler bei der Einhaltung des Idealwinkels zur Einführung von Feilen. Diese stringente Planung kann der Spezialist durchführen, um anschließend auch die Ausführung zu übernehmen – oder nicht. Denn dies ist die Pointe: Der Spezialist kann alternativ dazu an den Hauszahnarzt zurücküberweisen, und dieser übernimmt die Ausführung unter Verwendung der mitgelieferten digitalen Unterlagen.

Als entscheidenden klinischen Fortschritt sehen Experten insbesondere den Übergang von einer Sequenz von Edelstahl-Handfeilen und mehreren rotierenden Gates-Glidden-Bohrern zu NiTi-Feilen. Ausführungen mit variabler Konizität ermöglichten es dann, die gewünschte sichere und tiefe Aufbereitung mit einer kürzeren Sequenz von Instrumenten zu erreichen. Andere Feilen sorgten mit einem rechteckigen, exzentrischen Querschnitt im Schneidebereich für besonders effektiven Verblockungs-Schutz und Debris-Abtransport. Instrumente mit reziproker Bewegungscharakteristik eröffneten die Möglichkeit, so manchen Wurzelkanal mit einer einzigen Aufbereitungsfeile von A bis Z instrumentieren.

 

  • Implantologie

In der Implantologie verliert die Fragestellung „Autologes oder allogenes oder xenogenes Knochenersatzmaterial?“ etwas an Schärfe, denn auch zusammen ergibt es viel Sinn. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Optionen – von Schweine- und Rinderknochen bis zu

komplett anorganischen Varianten.

Auch Mischformen sind bewährt (z.B. Mix aus xenohybrider Knochenmatrix, Co-Polymeren und Kollagenfragmenten).

Im Vorfeld kommt es außerdem auf eine optimale Wundheilung an. Unter anderem klären sich auf diesem Gebiet zurzeit die Bedingungen, unter denen sich PRF (platelet-rich fibrin) erfolgreich bei der Socket-Preservation bzw. Ridge-Preservation einsetzen lässt.

Für das Zentrifugieren des aus den peripheren Gefäßen entnommenen Patienten-Eigenblutes stehen geeignete Geräte und Zentrifugenröhrchen in unterschiedlichen Ausführungsformen zur Verfügung.

Unter anderem können Gemische von PRF oder auch von Defektblut zusammen mit Knochenersatzmaterialien in eine Extraktionsalveole eingebracht werden und dort die Wundheilung verbessern helfen.

 

  • Parodontologie

Zwei neue „Fixsterne“ geben der Parodontologie eine klare Richtung vor: die gültige S3-Leitlinie und die covid-19-katalysierte Einsicht in die enge Verknüpfung von oraler Gesundheit und Allgemeingesundheit. Aus beiden Impulsen ergeben sich Chancen generell für die zahnärztliche Praxis, im Besonderen für das „Paro-Team“ und im weiteren Sinne auch für das zahntechnische Labor.

In Deutschland ist seit Mitte 2021 die S3-Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Parodontologie (EFP) zur Parodontitis-Therapie implementiert. Dies brachte eine Reihe von positiven Anstößen. So lassen sich das „Parodontologische Aufklärungs- und Therapiegespräch“ (ATG) und die „Patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung“ (MHU) jetzt nach dem Bundeseinheitlichen Bewertungsmaßstab BEMA abrechnen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer konsequenten Parodontaltherapie und -prophylaxe. Ihr oberstes Ziel besteht darin, den Patienten in allen vier Therapiestufen einzubinden. Darum spielen schon ab der ersten Stufe die häusliche Mundpflege, gegebenenfalls eine Raucherentwöhnung und die optimale Einstellung im Falle eines Diabetes gewichtige Rollen. Zum Beispiel begünstigt eine Parodontitis eine Reihe von Folgeerkrankungen des Diabetes und kann die Sterblichkeit erhöhen.

Dies zeigt die enge Verbindung der oralen Gesundheit zur Allgemeingesundheit. Darüber hinaus steht Parodontitis unter anderem mit Rheuma, Herzinfarkt, Schlaganfall und chronischen Atemwegserkrankungen in Wechselbeziehung. Mit den Erkenntnissen aus der Corona-Pandemie ist dies einer breiten Patientenschaft erst richtig bewusst geworden. Breite Kreise der Öffentlichkeit wissen: Eine konsequente Parodontaltherapie und -prophylaxe kann einen schweren Covid-19-Verlauf verhindern helfen. Denn Covid-19-Patienten mit Parodontitis weisen ein höheres Risiko für schwerere Krankheitsverläufe auf. So wird möglicherweise die Aufnahme auf die Intensivstation und die Notwendigkeit einer unterstützten Beatmung notwendig.

An solchen starken Beeinträchtigungen der Lebensqualität lassen sich Patienten abholen und für eine konsequente Prävention und Therapie gewinnen. Das Paro-Team trifft auf einbe ausgeprägte Bereitschaft auf Vorsorgemaßnahmen, weil sie die Parodontaltherapie und -prophylaxe dank der Covid-19-Katalyse als essentiell ansehen. Und dank der weiterreichenden Kassenleistungen gemäß der neuen S3-Richtlinie lassen sich die notwendigen Maßnahmen meist einfacher abrechnen als zuvor und daher auch ökonomisch besser kalkulieren.

Zur häuslichen Mundpflege stehen die bewährten Hilfsmittel zur Verfügung: Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide etc. Als wirksam zur Senkung des Corona-Übertragungsrisikos erweisen sich Mundspülungen, die – nach Studien an der Université Claude Bernhard Lyon 1 – die Anzahl der Viren im Mund bereits nach einer einzigen Spülung um 71% vermindern und das Immunsystem dabei unterstützen, eine Infektion abzuwehren.

Speziell bei Periimplantitis wird teilweise empfohlen, zusätzlich zu den bekannten Reinigungsroutinen antibakterielle und entzündungshemmende Zahnpasta auf ein Interdentalbürstchen zu geben. Beim Putzen gelangen die Wirkstoffe dann insbesondere an die Grenzflächen zwischen Implantat und Gewebe. Diese Strategie hat den Hintergrund, dass das Implantat, anders als der natürliche Zahn, keinen besonderen Schutz durch Sulkusflüssigkeit erfährt.

Zur professionellen Belagsentfernung dienen Handinstrumente, Ultraschall- und Schallsysteme. Ergänzend besteht die Möglichkeit zum Airpolishing mit unterschiedlichen Lösungen, wie zum Beispiel mit erythritolbasierten Pulvern – supra- wie subgingival.

Ebenso wie in der häuslichen Mundpflege gewinnt auch für die professionellen Maßnahmen in der Zahnarztpraxis die Periimplantitis an Bedeutung. Gegenüber der Parodontitis gilt es, Besonderheiten zu beachten. Zum Beispiel können zur Zahnstein- und Konkrement-Entfernung spezielle, vibrationslos und mit rein vertikaler Schwingung arbeitende Ultraschallsysteme herangezogen werden. Das Airflow-Gerät braucht gegebenenfalls einen Aufsatz für eine viel tiefer als nur ein bis zwei Millimeter subgingival reichende Taschenreinigung. Als antiseptische Maßnahme kann ein CHX-getränkter Tupfer zum Einsatz kommen. Eine enge Bindegewebsmanschette lässt sich danach, zum Beispiel mit Hilfe einer pH-Wert-Einstellung in den sehr basischen Bereich, zusammenziehen. Anschließend wird noch mit einem Kollagenase-Hemmer die Aktivität der Osteoklasten („Knochenfresszellen“) reversibel inaktiviert, um Knochenabbau zu verhindern bzw. das Bone-remodeling im Gleichgewicht zu halten1.

Im Falle einer fortgeschrittenen Parodontitis können, nach der S3-Leitlinie in Therapiestufe 3, weichgewebschirurgische Eingriffe nötig werden. Zur anschließenden Geweberegeneration könnten autologe Blutkonzentrate, wie PRF (platelet rich fibrin), in Zukunft ein größeres Gewicht bekommen. Sie werden durch Zentrifugieren von Patientenblut aus den peripheren Blutbahnen gewonnen.

 

  • Prophylaxe

Das Zähneputzen bildet die Basis einer guten Mundpflege, doch sie lässt sich zusätzlich in vielfältiger Weise unterstützen.

Während das Zähneputzen nach wie vor als die solide und absolut notwendige Basis der Mundpflege akzeptiert ist, stellt sich doch automatisch die Frage: Was lässt sich darüber hinaus für die Gesundheit von Zähnen und Gingiva unternehmen?

Unter anderem haben Mundspüllösungen in den vergangenen Monaten eine erhöhte Aufmerksamkeit bekommen. So kamen in einer auf der IDS 2021 vorgestellten Studie Forscher der Université Claude Bernhard Lyon 1 zu dem Schluss, dass eine Mundspülung das Übertragungsrisiko durch Viren reduzieren kann. Sie verminderte die Anzahl der Viren im Mund bereits nach einer einzigen Spülung um 71% – eine willkommene Unterstützung des Immunsystems bei der Infektions-Abwehr. Zu diesem Zweck könnten grundsätzlich verschiedene antiseptische Mundspüllösungen geeignet sein (z.B. mit den Wirkstoffen Alkohol oder Chlorhexidin).

Neben den bewährten Verfahren zur Kariesprophylaxe zeigen sich für spezielle Bereiche innovative Ansätze, so zum Beispiel für die Kieferorthopädie. Das Problem ist bekannt: Im Bereich von Brackets kann die Mundpflege schwierig werden. Eine zusätzliche Unterstützung bieten Fluoridlacke. Im Falle initialer Läsionen lässt sich nach der aktuellen Studienlage eine noch effektivere Wirkung erzielen, wenn man sie in Kombination mit dem Peptid P11-4 anwendet.

Die häusliche Mundpflege findet ihre konsequente Ergänzung in professionellen Maßnahmen – supragingival und, bei Bedarf, subgingival. Hier haben sich maschinelle Verfahren (z.B. Ultraschall-, Schall- und Pulverstrahlgeräte) bewährt, weil sie von Patienten oft als angenehmer empfunden werden als die Instrumentierung mit Handinstrumenten. Bei den Pulverstrahlgeräten bestehen darüber hinaus Variationsmöglichkeiten, zum Beispiel Glycinpulver für die Reinigung empfindlicherer Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischrandes oder in tiefen, entzündeten Zahnfleischtaschen, Natriumhydrogenkarbonat für hartnäckige Verfärbungen auf intaktem Schmelz bei starken Rauchern. Neben dem maschinengetriebenen Instrumentarium bleiben Handinstrumente ein gangbarer Weg; bei Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen kann er sogar der einzig gangbare sein.

Eine größere Rolle könnte in Zukunft die Ernährung spielen – und ihre sinnvolle Ergänzung, insbesondere um Probiotika. Die Idee dahinter: Wenn das menschliche Immunsystem unter ungünstigen Umständen, wie etwa „Patient raucht“ und/oder „Patient immunsupprimiert“ und/oder „Patient hat zu viel Stress“ an den Durchtrittsstellen der Zähne schädliche Bakterien nicht mehr am Eindringen in den Körper hindern kann, dann kann man gesundheitsförderliche Bakterien von außen zuführen: Probiotika. Diese probiotischen Stämme (z.B. von Laktobazillen- und Streptokokkenarten, Bifidobakterien sowie die Bierhefe Saccharomyces cervisiae var. boulardii) können dann ein Überhandnehmen der potenziell pathogenen Bakterien (z.B. Porphyromonas gingivalis, Tannerella forsythia, Treponema denticola) verhindern helfen.

Die IDS 2023 bietet auch hierzu Informationen, wie die Mundflora mit Hilfe von Probiotika in verschiedenen Darreichungsformen im Gleichgewicht gehalten werden kann – ob man die „guten“ Bakterien nun mit einer gezielten Ernährung zuführt und/oder mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. probiotisch wirksame Lactobacillus reuteri-Stämmen). Ziel ist stets eine erfolgssichernde Ergänzung des regelmäßigen Zähneputzens. Bei temporärer Einschränkung einer adäquaten häuslichen Mundpflege (z.B. infolge einer schweren Erkrankung), bei dauerhaft deutlich suboptimaler häuslicher Mundpflege (z.B. „mehr schafft der Patient einfach nicht“) oder bei ständiger, nicht korrigierbarer Entzündungslast (z.B. infolge von Entzündungen auch an vielen anderen Stellen im Körper) profitiert der betreffende Patient aber besonders stark. Auch können Probiotika nach professionellen parodontalprophylaktischen Maßnahmen (i.e. „Scaling und root planing“), die Wundheilung signifikant verstärken und die Sondierungstiefen reduzieren.

Nach so vielen innovativen Aspekten jenseits des Zähneputzens: Auch diesseits werden Innovationen erwartet, zum Beispiel um für spezielle Patienten auch schwer zugängliche Bereiche dennoch zugänglich zu machen. Eine Strategie besteht hier in Bürstenköpfen mit gezielten Abwinklungen, zum Beispiel exakt im 10-Grad-Winkel.

Die häusliche Zahnreinigung sieht auf eine Geschichte von mehreren tausend Jahren zurück. Eine deutliche Steigerung der Effektivität von Zahnbürsten ergab sich in den späten 1930er Jahren mit den, im Vergleich zum bis dahin gebräuchlichen Pferdehaar, effektiveren Nylonborsten. Seit den 1960er Jahren standen den Patienten auch elektrische Zahnbürsten zur Verfügung. Seit den späten 1980er Jahren erhöhten oszillierende bzw. oszillierend-rotierende Bürstenkopf-Bewegungen die Reinigungs-Effektivität. Heute bieten Schall- und Ultraschallbürsten weitere Alternativen zur Handzahnbürste. Ebenso haben sich die Instrumente zur professionellen Prophylaxe über die letzten Jahrzehnte ausdifferenziert, so dass heute eine breite Palette an Handinstrumenten und maschinellen Verfahren zur Auswahl bereitsteht.

  • Digitale Technologien entwickeln sich rasant weiter

Das DVT bzw. CT gilt im ästhetischen Bereich weithin als unerlässlich. Als erfolgssichernd gelten auch das Backward-planning und weitere digitale Elemente eines modernen Workflows (CAD-Design, CAD/CAM-Fertigung, 3D-Druck). Verschiedene Einheiten werden stärker digital integriert.

Die Primärstabilität kann durch Messung von magnetimpulsinduzierten Vibrationen eines Mess-Adapters bestimmt werden, der in das Implantat einschraubt wird.

Durch die Verbindung eines dazu verwendeten Messgeräts und eines Chirurgiemotors mittels Bluetooth lässt sich der ISQ-Wert neuerdings gemeinsam mit Daten des besagten Motors übermitteln.

  • In der Kieferorthopädie stehen Schnelligkeit und Ästhetik durch Digitaltechnik im Vordergrund
    Heute lassen sich, wie in der Prothetik, digitale oder gemischt analog/digitale Wege beschreiten. Beispiel Retainer:

Die Variante „durchdigitalisiert“ beginnt mit einem Intraoralscan und mit einer Spezifikation (z.B. „Retainer, OK, von 3 nach 3“); der entsprechende STL-Datensatz geht an Labor, Zentralfertiger oder industriellen Dienstleister.

Alternativ zum Intraoralscan kann z.B. ein Gipsmodell mit einem eigenen Laborscanner oder durch das Labor  digitalisiert werden oder andere externen Dienstleister. Zirka zwei Tage nach Vorlage der elektronischen Daten erhält die Praxis dann einen virtuellen Retainer-Entwurf. Der Kieferorthopäde gibt diesen Entwurf zur Fertigung frei, gegebenenfalls nach Änderungen.

Nach Eingang der Freigabe sendet der externe Dienstleister innerhalb von wenigen Tagen den Retainer an die Praxis.

Das Spektrum reicht von einer „Blackbox“ mit einem definierten Input- und einem ebenso definierten Output-Kanal bis zu transparenten und flexiblen Workflows. Bei den letzteren hält sich der Anwender viele Optionen zum „Ein- und Ausschleusen“ von Daten offen. Im anderen Falle zieht er einen klar festgelegten, zuverlässig funktionierenden Workflow konsequent durch.

 
/// Zahntechnik
Ein sichtbares Zeichen für die Vorreiterrolle der Zahntechniker in puncto Digitalisierung stellt die neue Ausbildungsordnung dar. Digitale Inhalte gehen verstärkt in Lehrpläne und Prüfungen ein. Dies entspricht der aktuellen Position der Labore: In Deutschland setzen schon 75% der Labore Extraoralscanner ein. (vgl. Intraoralscanner werden in deutlich weniger Praxen verwendet, ca. 10%-15%).

Doch gibt es auch einzelne Labore, die 90% ihrer Abformungen in Form von digitalen Datensätzen erhalten.

CAD/CAM-Verfahren zur Herstellung von Zahnersatz nutzen Labore schon seit vielen Jahren für die Herstellung verschiedenster Objekte:

  • Einzelzahnrestaurationen;
  • Brücken;

individuelle Abutments und dergleichen.

Im 3D-Druck fertigt das Labor unter anderem:

  • Modelle;
  • Aufbissschienen;
  • Verblendungen;
  • Gingivamasken;
  • Prothesenbasen und Zähne;
  • vollständige Ganzkiefer- bzw. Totalprothesen;
  • Mock-ups aus Try-in-Kunststoffenfestsitzende Restaurationen und Langzeitprovisorien wie definitiven Zahnersatz.

 
Unter den zahntechnischen Werkstoffen entwickeln sich die  Keramiken von verschiedenen Seiten in Richtung „Alleskönner“.

Strukturkeramik verfügt klassischerweise über die höchste Festigkeit (z.B. Zirkonoxid) und lässt sich durch Beimischungen transluzenter machen. Umgekehrt können bei den transluzenten Glaskeramiken die Festigkeiten erhöht werden.

Und namentlich bei hochfester Glaskeramik darf man mit weiteren Tempogewinnen im Herstellungsprozess rechnen.

So wird das Meisterlabor in Zukunft noch differenziertere Werkstoff-Angebote machen. Denn mit transluzenteren Zirkonoxiden und festeren Glaskeramiken überschneiden sich die Anwendungsspektren immer stärker. Durch den 3D-Druck werden auch verschiedene Kunststoffe zur Alternative. So gibt es fast immer für ein und dieselbe Indikation mehrere Werkstoff-Optionen.

Damit überschneiden sich die Anwendungsspektren unterschiedlicher Werkstoffe. Wer hier am ästhetischen und ökonomischen Optimum arbeitet, hat die Nase vorn.

In naher Zukunft dürfte Künstliche Intelligenz unterschiedlichen Bereichen des zahntechnischen Labors neue Chancen eröffnen:

In der CAM-Fertigung lässt sich Nesting optimieren, Materialausschuss vermeiden und ressourcensparend arbeiten.

Im Bereich der Ästhetik kennt man bereits KI-gestützte digitale Farbbestimmungsgeräte.

Hinzukommen dürften mit KI-Unterstützung automatisch perfekt gemischte Malfarben.

Bei gedruckten Zähnen für den anterioren Bereich ließe sich durch maßgeschneiderte Mischung unterschiedlicher Farbkomponenten das Top-Ergebnis herausholen.

 

Diese anspruchsvollen KI-Anwendungen erfordern die enge Zusammenarbeit von erfahrenen Zahntechnikern und Unternehmen der Dentalindustrie. Darum ist der fachliche und dabei persönliche (!) Gedankenaustausch gerade in diesem Bereich umso wichtiger.