Infektionsschutzgesetz – bei der Sauganlage

Abb. 5: Besonders praktisch ist die Anwendung der Produkte unter Verwendung des OroCup Pflegesystems von Dürr Dental. – Foto: Dürr Dental

Vom Infektionsschutzgesetz zu den praktischen Details für das Team:

Bei der Sauganlage gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

 

Rund die Hälfte der zahnärztlichen Sauganlagen erfüllt nicht die empfohlene Leistung von rund 300 Litern pro Minute Volumenstrom, welcher sowohl das Praxispersonal und Patienten vor Aerosolen schützt als auch für den langfristigen Werterhalt des Saugsystems maßgebend ist. Aus diesem Grunde empfiehlt sich das bekannte Prinzip: „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“. Wie sich das professionell gestalten lässt und welche Tipps dabei zu beherzigen sind, wird im Folgenden dargestellt.

Dr. Christian Ehrensberger

 

Als Grundlage für alle Präventionsmaßnahmen gegen ansteckende Krankheiten dient, als Nachfolger des Bundesseuchengesetzes, das Infektionsschutzgesetz (IfSG). Danach müssen zahnärztliche Teams die Übertragung von Infektionskrankheiten durch geeignete Maßnahmen verhindern und bestimmte Infektionen gegebenenfalls melden. Das IfSG trifft allerdings keine speziellen Aussagen zu zahnärztlichen Sauganlagen, doch ist ihnen besondere Beachtung zu schenken.

 

Sauganlagen kommen seit der Entwicklung hochtouriger Turbinen zum Einsatz. Diese ermöglichen eine schnelle und präzise Präparation, führen aber aufgrund der nötigen Kühlung auch zur Entstehung von Spraynebel und Aerosolen. Sie können infektiöse Keime transportieren und es gibt verschiedene Krankheiten, die sich auf diese Weise übertragen können.

 

Zum Beispiel werden Masern, Windpocken und offene Lungentuberkulose nicht nur durch Tröpfchen, sondern zusätzlich auch durch Aerosole übertragen. Andere Krankheiten gelten dagegen als ausgesprochene Tröpfchen-Infektionen (z. B. Pest, Scharlach, Mumps, Pertussis, Influenza)[1]. Ob es beim SARS-CoV2-Virus zu einer aerogenen Übertragung in der Zahnarztpraxis kommen kann, lässt sich auf der Basis der aktuellen Evidenzlage weder bestätigen noch ausschließen.

 

/// Was für die Praxis zählt: 300 Liter pro Minute

Der Stand der Wissenschaft zur Prävention lässt sich in der Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut nachlesen (KRINKO)[2]. Speziell für die Maßnahmen rund um zahnärztliche Sauganlagen lohnt sich ein Blick in die geltende S1-Leitlinie der DGZMK[3].

 

Dort heißt es unter Berufung auf die einschlägige Primärliteratur[4-10]: „Es soll die konsequente und hochvolumige Absaugung gewährleistet werden. Ebenfalls sollte auf eine durchmesseroptimierte Saugkanüle (≥ 10 mm) geachtet werden. […] Auch bei Behandlungsmethoden, die ohne Assistenz realisiert werden, beispielsweise professionelle Zahnreinigungen, soll eine großvolumige Spraynebelabsaugung erfolgen.

 

Des Weiteren wird der Begriff „hochvolumige Absaugung“ spezifiziert: 300 Liter pro Minute soll die Saugleistung betragen. Dieser Wert wird an vielen Saugsystemen nicht erreicht, was hauptsächlich auf den Einsatz nicht geeigneter oder falsch angewendeter Desinfektions- und Reinigungsmittel zurückgeführt werden kann. Das zahnärztliche Praxis-Team verfügt in den seltensten Fällen über das notwendige Messinstrumentarium, um die Einhaltung des empfohlenen Werts selbst zu kontrollieren.

 

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Überprüfung des Absaugvolumens vor Ort als Service durch kompetentes Fachpersonal konsequent. In der Praxis kann dies zum Beispiel so aussehen: Eine qualifizierte Medizinprodukteberaterin misst mit ihrem Durchflussmengenmessgerät („Flowmeter“) direkt an den jeweiligen Saugschläuchen den Volumenstrom. Dies kann bei laufendem Praxisbetrieb erfolgen. In der Regel ist ein Kontrolltermin pro Jahr ausreichend und lässt sich unkompliziert absprechen (z. B. Anfrage auf der Website duerrdental.com unter „Absaugung – Kontakt“).

 

/// Was sich für eine gut funktionierende Sauganlage tun lässt

Mit den besagten 300 Litern pro Minute sind die Voraussetzungen geschaffen. Darüber hinaus kann das zahnärztliche Team eine ganze Menge für die Funktionsfähigkeit der Sauganlage unternehmen. Es handelt sich dabei um vermeintlich kleine Handgriffe, die jedoch in der Summe die Praxis wirkungsvoll gegen die Übertragung von Infektionskrankheiten sichern helfen.

Abb. 1: Dürr Dental ist im gesamten Bundesgebiet präsent: So kann jede Praxis einen kostenlosen Termin zum Saugsystem-Check inklusive Volumenstrommessung mit einer kompetenten Medizinprodukteberaterin direkt vereinbaren. – Foto: Dürr Dental

 

 

Zum Beispiel betrifft das die gelben Filter, die sich in jeder Saugleitung finden. Sie können verstopfen, etwa durch Alginate aus Abformmaterial. Mit einem regelmäßigen Filtertausch ist dieses Problem gelöst. Verkalken die Saugleitungen, so hat man möglicherweise täglich desinfiziert, aber zusätzlich ist auch das wöchentliche Reinigen mit einem Spezialpräparat nötig. Hier kommt es auf die richtige Anwendung, Dosierung und Einwirkzeit an. Mit einem schaumfreien, mildalkalischen Desinfektionsmittel (z. B. Orotol® plus) und einem säurehaltigen Spezial-Reiniger (z. B. MD 555 cleaner, beide von DÜRR DENTAL SE) erreicht man alle gewünschten Wirkungen: Desinfektion und Entfernung hartnäckiger, organischer Ablagerungen sowie Auflösung von schwerlöslichen Kalkablagerungen und Prophylaxepulvern. Der sachgerechte Einsatz der Produkte gewährleistet einen technisch und hygienisch einwandfreien Betrieb der Sauganlage.

 

Darüber hinaus kann sich auch das klinische Vorgehen weiter optimieren lassen. Allgemein gilt: Im Sinne der Hygiene und Infektionskontrolle ist stets eine größere Absaugkanüle zu bevorzugen. Denn damit wird im Vergleich zur kleineren die Durchflussrate erhöht.

 

Speziell für den Einsatz von Pulver-Wasserstrahl-Geräten ist einzukalkulieren, dass sie durch die hohe Beschleunigung von Partikeln besonders schwer abzusaugen sind. Gerade hier ist daher eine speziell geformte Aerosolkanüle (z. B. Prophylaxekanüle von DÜRR DENTAL SE) zu bevorzugen. Um gleichzeitig eine effektive Kühlung und eine effektive Absaugung zu gewährleisten, liegt man mit einem Zentimeter Abstand zum instrumentierten Zahn goldrichtig.

 

Auch zu diesen Punkten rund um die zahnärztliche Sauganlage wird die Medizinprodukteberaterin verschiedene kleinere und größere Tipps weitergeben – ein zusätzlicher Ansporn, einmal pro Jahr und ansonsten nach Bedarf einen Termin mit ihr auszumachen. Ganz einfach kostenlos und ohne dabei den Praxisalltag zu beeinträchtigen.

Verschmutzte Komponenten

Saubere Komponenten

 

 

– AUTOR
Dr. Christian Ehrensberger

 

– KONTAKT
DÜRR DENTAL SE
Höpfigheimer Straße 17
74321 Bietigheim-Bissingen

 

Quellen:

1S. Straif-Bourgeois, R. Ratard, M. Kretzschmar: Infectious Disease Epidemiology.Handbook of Epidemiology, 2014: 2041-2119

2Bundesgesundheitsbl 2015; 58: 1151–1170.

3DGZMK: „Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern“, Langversion, 2020, AWMF-Registriernummer: 083-046, https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/083-046.html (Zugriff am: 23.08.2023).

4C.J. Day, J.R. Sandy, A.J.: Ireland, Aerosols and splatter in dentistry–a neglected menace? Dent Update, 2006. 33(10): 601-2, 604-6.

5A. Ather et al.: Coronavirus Disease 19 (COVID-19): Implications for Clinical Dental Care. J Endod, 2020, May;46(5): 584-595.

6R.W. Li et al.: Severe acute respiratory syndrome (SARS) and the GDP. Part II: implications for GDPs. Br Dent J, 2004. 197(3): 130-4.

7L.P. Samaranayake, M. Peiris: Severe acute respiratory syndrome and dentistry: a retrospective view. J Am Dent Assoc, 2004. 135(9): 1292-302.

8M.E. Jacks: A laboratory comparison of evacuation devices on aerosol reduction. J Dent Hyg, 2002. 76(3): 202-6.

9Effektive Reduktion des Spraynebel-Rückpralls – Möglichkeiten und Grenzen – Teil 1 und 2. https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/hygiene/story/effektive-reduktion-des-spraynebel-rueckpralls–moeglichkeiten-und-grenzen–teil-1__364.html und https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/hygiene/story/effektive-reduktion-des-spraynebel-rueckpralls–moeglichkeiten-und-grenzen–teil-1__364.html (Zugriff am 23.8.2023).

10C. Graetz et al.: Spatter contamination in dental practices–how can it be prevented? Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi, 2014. 118(4): 1122-34.