Die PA- Nachsorge –  die Unterstützende PA-Therapie (UPT) im Kontext der neuen PA-Richtlinien

Bild 1: Parodontaler Status

Die UPT jetzt in „aller Munde“ und wird ab 1. Juli 2021 eine Kassenleistung.

Die PA- Nachsorge –  die Unterstützende PA-Therapie (UPT) im Kontext der neuen PA-Richtlinien

 

Dass die UPT einer der wichtigsten Bausteine in der systematischen Parodontitistherapie ist, ist seit vielen Jahren bekannt und auch in den Praxen so umgesetzt. Bisher war die UPTzu 100 % eine Privatleistung und keine Kassenleistung, das hat die langfristige Mitarbeit und Adhärenz einiger Patienten beeinträchtigt – eine gute risikoorientierte UPT Betreuung war so für einige Patienten nicht möglich.

Jeannine Hinrichs, Nicole Gerke, DH

 

Was nun neu ist, dass die UPT in den Bema aufgenommen ist und damit als Kassenleistung eingeführt wird. Ebenso erfolgt eine Novellierung der PAR Richtlinien. Dieser Beschluss des Bewertungsausschusses für zahnärztliche Leistungen trittab 1.Juli2021in Kraft.

 

/// Was bedeutet nun UPT?

Die UPT (Unterstützende Parodontitistherapie) stellt eine Maßnahme zur Sekundärprävention dar und wird als Behandlung definiert, die in individuell festgelegten Zeitabschnitten durchgeführt wird, um den Patient im Erhalt seiner parodontalen Gesundheit zu unterstützen. Durch eine antiinfektiöse Therapie wurde zuvor die parodontale Infektion beseitigt und die Destruktion parodontaler Gewebe gestoppt. Im besten Fall konnte sogar Gewebe regeneriert werden.

Die Grundlage für die UPT ist die Erkrankung an Parodontitis und die daraus resultierende systematische Parodontitistherapie.

Mit abgeschlossener antiinfektiösen Therapie(AIT) erfolgt idealer Weise nach 3Monaten die Evaluation. Die neuen PAR Richtlinien ermöglichen diese Abrechnung erstmalig in einem Zeitraum von 3 – 6 Monaten nachabgeschlossener antiinfektiöse Therapie über die Bema Nr. BEVa.

Die Evaluation ist die Neubeurteilung der aktuellen Parodontitissituation. Sie bildet die Entscheidungsgrundlage, welche Parodontien in die UPT übergehen bzw. welche eine chirurgische Therapienach Bema Nr. CPT benötigen. Auch hiernach erfolgt eine erneute Beurteilung über die BEVb.

Für die ausführliche Neubeurteilung der parodontalen Situation ist, sowohl in der ersten Phase der antiinfektiösen Therapie -bei Beantragung des PAR-PlansBema Nr. 4 wie auch in der späteren UPT, eine ausführliche Befunderhebung ein Muss.Empfehlenswert ist die Dokumentation von Furkationen und Beweglichkeitensowie STI, BOP sowie des gesamten Attachmentverlusts in einer 6.-Messung.

Als Arbeitshilfe dient der ParoStatus, er ist das ideale Programm, um alle parodontlogischen Befunde und Indices optimal zu dokumentieren und abzubilden.

Grafisch lässt sich die parodontale Mundsituationdes Attachment großartig darstellen und äußerst anschaulich visualisieren.

 

 

Bild 1: Parodontaler Status

 

 

 

/// Was ist das Ziel der UPT?

Ziel unseres parodontologischen Handelns ist der Zahnerhalt bei unseren Patienten. Anhand diverser Studien konnte belegt werden, dass ein langfristiger Zahnerhalt bei PAR-Patienten möglich ist, wenn diese regelmäßig eine UPT erhalten haben. Patienten die nicht in eine Erhaltungstherapie eingebunden sind, haben ein höheres Risiko Zähne zu verlieren. Die Verhinderung von Neuerkrankungen und die damit verbundene Vermeidung von Zahn- bzw. Attachmentverlust sind die Ziele einer Erhaltungstherapie.

Zur Stabilisierung der parodontalen Situation ist das Ziel der UPT das Erreichen einer Sondierungstiefe < 4mm nach abgeschlossener Therapie.

 

/// Umsetzung

Nach den neuen Leitlinien der Klassifikationen für Parodontalerkrankung wird der Schweregrad und das Ausmaß der Erkrankung unteranderem in Staging und Grading kategorisiert. 

Dieneue Bema PAR – Richtlinien orientieren sich an der Einteilung des Grading und legen damit den Maßstab für die Frequenz der UPT fest.

Neben der Diagnose ist die Aufklärung über die Erkrankung Parodontitis und die Mundhygieneinstruktionen das A & O. Das dazugehörige Anfärben des Biofilms bildet eine perfekte visuelle Darstellungsmöglichkeit für das Motivationsgespräch und somit eine Hilfe für die Umsetzung der häuslichen Mundpflege.

Gleichermaßen bietet das Anfärben des Biofilms dem Behandelnden die optimale Möglichkeit zur 100%-Entfernung des supragingivalen Biofilms.

Die zu Beginn der UPT erhobenen Befunde sind hierfür essenziell. Das Ermitteln der aktuellen Behandlungstiefe der Taschen bietet dem Behandelnden einen Eindruck welche „Qualität“ von Biofilm auf der Wurzeloberfläche vorliegt und wie dieser mit den zur Verfügung stehenden Geräten und Instrumenten sinnvoll entfernt werden kann. Ein Over- oder Undertreatment ist so vermeidbar.

Ab einer Sondierungstiefe von 4mm mit Blutung oder tiefer ist ein subgingivales Biofilmmanagement erforderlich.Dies gilt nicht bei einer Sondierungstiefe von <4mm ohne Blutung. Eine supragingivale Reinigung ist hier ausreichend.

Diese Maßnahmen der UPT a-g greifen nach Beschluss für zwei Jahre. Die UPT kann verlängert werden, wenn dieses zahnmedizinisch indiziert ist, jedoch nicht länger als über einen Zeitraum von 6 Monate.

Bild 2: Klassifikation

 

 

/// Ablauf einer UPT

  • Untersuchung durch den ZA/ZÄ
  • Einführungsgespräch/Anamnese und Erwartungen des Patienten
  • Desinfizierende Spülung
  • Schleimhaut-Check
  • Lippen eincremen
  • Umfassender PA-Status mit 6 Messpunkten (1 – 2 x pro Jahr) mit Einstufung in die neue Klassifikation
  • Bei den übrigen Sitzungen nur BOP und API
  • Risikobestimmung
  • Erklären der Befunde und Indices – ggf. Intraoral-Kamera
  • Reinigen (lt. PA-Status auch subgingival)
  • (Handinstrumente/Ultraschall/LPW)
  • Zwischenraumreinigung mit ID-Bürstchen oder ggf. Zahnseide
  • Polieren
  • Zungenreinigung
  • MH-Check – Gewohnheiten
  • MH – Demo und Übung
  • Fluoridierung
  • Zusammenfassung der Beratung

            –   Ausdruck oder ProphylaxeApp

  • Terminvereinbarung anhand des Risikoprofils

 

 

 

 

/// Zusammenfassend

Die in der UPT erhobenen Befunde sind ausschlaggebendfür die Bestimmung der Behandlungsfrequenz. Jede Praxis ist gut beraten, die neue Klassifikation zu integrieren und so die UPT-Frequenz nach Grad A bis C zu terminieren.

Unstrittig ist, dass die UPT keine zeitbegrenzte Behandlung ist, sondern meist ein Leben lang erfolgen muss. Folglich ermöglicht die Bema Nr. UPT eine gute Basis als Auftakt in die Nachsorge.

ParoStatus bietet dem Anwender nicht nur einen Gesamtüberblick über Tendenz und Entwicklung der parodontalen Situation , sondern bietet auch Hilfestellung bei der Einstufung in die neue Klassifikation. Die Mundhygiene und die Gewohnheitsänderung der Patienten wird bei den neuen Richtlinien in den Fukus gerückt – hier kann aus dem ParoStatus ein „Mundhygieneplan“ mit allen wichtigen Hinweisen und den empfohlenen Produkten ausgedruckt werden und dem Pateinetn ausgehändigt werden – oder, man gibt die ganzen Informationen zusammen mit Anleitungsvideos auf eine eigene Patienten-Porphylaxe-App – so hat der Patient die Möglichkeit, immer wieder die richtigen Techniken nachzuschauen.

Zusätzlich dient der sog.  PISA Score, also die Entzündungsfläche in Mund projiziert auf eine Handfläche, als Motivationsinstrument für Patienten, welcher eine anschauliche 1:1 Darstellung des im Mund befindlichen Entzündungsausmaßes ist.

 

Bild 3: PISA Score

 

/// Fazit

Eine UPT ist ein essentieller, individueller Baustein nach der antiinfektiösen Therapie. Eine Betreuung erfolgt meistens ein Leben lang.

Die Mitwirkung des Patienten und eine fachlich fundierte Qualifikation des in der Prophylaxe tätigen Personals sind somit der Schlüssel für eine erfolgreiche UPT. Ungeschultes bzw. angelerntes Personal ist meist nicht in der Lage die individuellen Bedürfnisse des Patienten bzgl. dessen parodontaler Situation zu erkennen, Befunde richtig zu erheben, zu interpretieren und schließlich die daraus resultierende Behandlung durchzuführen.

 

– AUTORINNEN

Jeannine Hinrichs, DH
Nicole Gerke, DH

 

– KONTAKT

Deutsche Gesellschaft für DentalhygienikerInnen (DGDH) e.V.
Fasanenweg 14
48249 Dülmen

Internet: www.dgdh.de